Umbau
eines TeleVue TV 85 – ein Bildbericht
Die
Optik des TeleVue TV85 ist sicherlich über jeden Zweifel erhaben.
Was
die mechanische Ausführung der Tubuskonstruktion jedoch betrifft, da erscheinen
mir einige Punkte aber nicht ganz bis zu Ende gedacht.
Bei
einem Preis von etwa 1700 Euro für den OTA ist das einfach unbefriedigend.
Doch
mal der Reihe nach!
Nachdem
ich meinen OTA endlich in den Händen hielt fielen mir einige Punkte auf, die
mir auf Anhieb veränderungswürdig erschienen:
1.
Der Okularauszug ist sehr weichgängig und zeigt
kein Spiel. Allerdings bin ich ja nun durch meine vielen Selbstbauten den
Feathertouch gewohnt, sodaß hier die erste Veränderung beschlossen war .
2.
Das Objektiv sitzt in einer Fassung, welche durch 3
vergossene Schrauben am Tubus gehalten wird.
Das bedeutete zunächst, daß
überhaupt keine nächträgliche Möglichkeit der Justage des Objektives vom
Hersteller vorgesehen war. Dies ist umso bedauerlicher, da mein OTA
bereits am Stern und auch deutlich im Gryz-Multikolli eine Dejustage ( vom Werk
aus ) zeigte.
Auch hier war eine Veränderung
insofern nötig, daß man zumindest die Schrauben zugänglich bekam, um die
korrekte Kollimation herstellen zu können.
Und , um es vorwegzunehmen,
die Objektivfassung sitzt locker mit reichlich Spiel auf dem Tubusrohr und wird
tatsächlich nur mit den 3 Schrauben gehalten. Kollimiert wird dann so, indem
man das Objektiv mit der Hand solange auf dem Tubus hin-und herdrückt, bis die
Kollimation stimmt und man die 3 Schrauben umlaufend immer wieder weiter
anzieht, bis alles fest ist.
Dabei kann es natürlich
passieren, daß beim Anziehen der Schrauben sich wieder etwas verstellt.
Unfaßbar, daß TeleVue eine
derartig primitive Technik anwendet. Und daß die Kollimation vom Werk aus eben
nicht immer stimmt , hat sich ja an meinem OTA gezeigt.
Wer sich da nicht helfen kann,
hat bei Kollimationsproblemen verloren oder muß eine aufwändige
Reklamationsaktion starten.
3.
Im Innern des Tubus sind keine Blenden, sondern es
ist Schmirgelpapier eingeklebt, welches geschwärzt wurde.
Bei meinem Gerät lösten sich
die ersten Körnchen, sodaß auch hier Handlungsbedarf
war.
Mein Plan bestand aus 3
Blenden und der bewährten Einlage von Distanzstücken aus mattschwarzem
Moosgummiplatten.
So,
nun geht es an die Umbauten!
Und
ich bitte um Beachtung, daß infolge des Blitzlichtes manch eine tatsächliche
Schwärzung auf dem Bild eher hellgrau aussieht! Also, bitte nicht täuschen
lassen.
Zur
Erkennung von Einzelheiten war der Blitz aber einfach notwendig!
Hier
erstmal das Gerät vor der Umbaumaßnahme.
Bild1
Als
erstes war der Okularauszug zu entfernen. Der ist mit einem Gewinde auf dem
Tubus aufgeschraubt. Dazu wird das Ganze dann mit einer Madenschraube noch
gesichert.
Diese
Madenschraube ist aber raffiniert versteckt. Die betreffende Gewindebohrung
wurde nach der Montage des Auszuges ebenfalls von TeleVue mit einer Kunststoffüllung
vergossen und überlackiert.
Nach
dem Entfernen des Kunststoffes und dem Lösen der Madenschraube war der Auszug
leicht abzudrehen.
Bild2
Der
eingesetzte Feathertouch hat eine Auszugslänge von etwa 60mm. Es handelt sich
um eine neue Ausführung von Starlight Instruments.
Er
hat jetzt Messingspannring mit 2 Feststellschrauben, welche 120° gegeneinander
versetzt sind.
Damit
erhält man dann eine richtige 3-Punkt-Spannung des Zubehörs.
Und
das Auszugsrohr ist innen nicht mehr mit Velours ausgelegt sondern hat
ausgedrehte, scharfkantige schwarze Blenden drin.
Perfekt!
Bild3
Zur
Adaption habe ich mir mangels momentaner eigener Möglichkeiten bei Lutz Liebers
einen Adapter nach meinen Vorgaben drehen lassen.
Dazu
ist nicht mehr zu sagen, als daß dieser Adapter perfekt paßt und in der bewährten
Qualität von Lutz geliefert wurde!
Bild4
Bild5
Zusammengebaut
ist es jetzt eine feine Sache.
Im
Auszug habe ich wieder meine M44-Wechseleinrichtung von Carl Zeiss Jena drin, an
welche sämtliches Zubehör mit M44-Wechselringen angebracht werden kann.
Bild6
Um
die Objektivfassung abnehmen zu können, mußte ich erstmal die Kunststofffüllung
über den 3 Inbusschrauben vorsichtig entfernen.
Bild7
Dazu
habe ich erstmal mit einem kleinen Spiralbohrer ( 1mm ) mittig von Hand ein
kleines , zentrales Loch in den Kunststoff gebohrt, bis ich auf das Metall der
vergossenen Inbusschraube stieß.
Anschließend
mit einem größeren Spiralbohrer ( 4mm ) ebenfalls von Hand das Loch vergrößert,
bis der Halbrundkopf der Schraube freilag.
Nun
mit einer spitzen Nadel aus einer Industrienähmaschine den im Inbus steckenden
Rest Kunststoff rausgepuhlt, und siehe da, die Schraube wartete nur, gelöst zu
werden .
Bild8
Jetzt
war es eine unproblematische Angelegenheit , das Objektiv abzunehmen.
Bild9
Bild10
Dann
ging es an die Entfernung des Schmirgelpapiers. Das ist an den Rändern extrem
fest verklebt, sodaß ein spitzes, scharfes Messer zu Hilfe genommen werden mußte.
Vorher
bin ich mal mit der Fusselrolle drüber, und siehe da, es blieben schon viele
weitere Körnchen an der Rolle hängen.
Damit
zeigte sich, wie wichtig diese Entfernung ist, denn wer weiß, wieviel Körnchen
noch so im Laufe der Zeit
abgegangen und auf dem Objektiv gelandet wären ?
Bild11
Bild12
Nachdem
ich nun den Tubus innen gesäubert und alle Reste des eingeklebten
Schmirgelpapiers entfernt hatte ging es an die Blendenkonstruktion und den zunächst
provisorischen Einbau.
Das
hat seine Ursache darin, daß ich hier mal wieder Kegelblenden setzen will, die
Herstellung dieser sich aber aus technischen Gründen noch etwas verzögert.
Also
habe ich momentan erstmal ganz normale Blenden aus feinem , mattschwarzen Karton
geschnitten und die Distanzstücken
wieder nach meiner bewährten Moosgummivariante eingesetzt.
Bild13
Bild14
Und
nachdem die Blenden an Ort und Stelle saßen erfolgte der Anbau des
Objektives mit anschließender Kollimation am Gryz-Multikolli.
Ich
hatte zuerst überlegt, eine bessere Lösung zur Justage des Objektives zu
bauen, der Aufwand erschien mir dann doch etwas übertrieben.
Zumal
durch die nun zugänglichen Schrauben eine Nachkollimation ( wenn auch ziemlich
unprofessionell, aber eben doch machbar ) immer möglich ist.
Bild15
Nun,
da der Umbau fertig ist habe ich ein Gerät, welches meinen o.g. Vorstellungen
entspricht.
Als
Peiler ist übrigens der LPV-40-N von BW-Optik im Einsatz.
Dieses
Teil ist aus meiner Sicht seit langem der beste
und preiswerteste Leuchtpunktpeiler auf dem Markt.
Aber,
da kann man natürlich geteilter Meinung sein.
Bild16
So,
jetzt muß es jetzt erstmal ausreichen. Wenn die Kegelblenden fertig sind, dann
werden diese anstelle der momentanen Blenden eingesetzt.
Mehr
Aufwand will ich aber dann nicht mehr treiben....
Wolfgang
Höhle