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Zu Besuch bei ...

Karl-Ludwig Bath (01.08.2020)

Manchmal hilft der Zufall nach ... da ging ich in den einschlägigen Astroforen auf Suche nach einem Tubus für mein 80/1200er Zeiss-AS-Objektiv, welches nun mal aus seinem "Dornröschenschlaf" erweckt werden sollte. Unter anderem bekam ich eine Mail inklusive zweier Bilder von einem Herrn Bath aus dem tiefen Südwesten (Emmendingen), der mir einen älteren Tubus - komplett auf azimutalem Stativ - anbot ... Der Tubus sah interessant aus, ich konnte ihn schnell als einen Butenschön-Tubus identifizieren; vom Butenschön 90/1250er Refraktor. Das sollte für ein 80/1200er Objektiv also gut passen.

"Bath" ... hmmh, da war doch was. Ja, es gibt in der amateurastronomischen Messtechnik doch das "Bath-Interferometer" ... sollte das etwa  d e r  Herr Bath sein?? Konnte ich mir kaum vorstellen - also ab ins Internet und nachschlagen. Ja ... und er ist es tatsächlich! Karl-Ludwig Bath in Emmendingen hat besagtes Interferometer erfunden, und dieses messtechnische Meisterwerk hat dann seine Reise um die amateurastronomische Welt angetreten.
Ich habe ihm dann zurück gemailt und wir telefonierten alsbald auch miteinander. Ein wirklich netter Mensch! So erzählte ich ihm schon am Telefon, dass ich natürlich mal etwas recherchiert habe und ihn sogleich auch als den Erfinder/Erbauer dieses Gerätes identifizieren konnte. Da wurde der Tubus (der ja eigentlich der Auslöser war), schnell Nebensache. Aber um den ging es ja auch und Karl-Ludwig sagte zurecht, dass das mit dem Versand doch recht schwierig und aufwändig wäre. Selbstredend musste eine andere Lösung her: Der langen Rede kurzer Sinn: wir planten dann ein Treffen; ich würde ihn in Emmendingen besuchen.
Zwei Wochen später fanden wir dann einen Termin; den 01.08. Ich machte mich morgens recht früh in Stuttgart auf den Weg und war gegen 10:45 Uhr in Emmendingen angekommen, wo ich von ihm und seiner lieben Frau herzlich empfangen wurde. Zunächst bekamen die beiden - ja im Baden-Lande Wohnenden - etwas aus Schwaben: drei Flaschen Wein aus Untertürkheim und eine edle Schokolade hatte ich für sie mitgebracht. Auf dass die beiden damit schöne Stunden verbringen können. Karl-Ludwigs Frau machte sich dann alsbald auf eine Tour in die Umgebung auf; dies hatte sie ohnehin unabhängig von meinem Besuch geplant. So gingen wir dann ins Wohn-Esszimmer und fingen an, uns schön zu unterhalten. Er zeigte mir dann voller Stolz ein wunderbares altes Ausziehfernrohr - original "Utzschneider & Fraunhofer" - mit der entsprechenden Gravur. Das war schon ein bisschen Astronomiegeschichte zum "Anfassen" und erzeugte bei mir - als Klassikliebhaber - natürlich Freude, mal original so ein schönes Teleskop vor mir zu haben.
Natürlich war auch sein Interferometer eines d e r Themen; ich erzählte ihm dann nochmals, wie ich zur besagten Erkenntnis kam, das er der Erfinder und Erbauer war. Auch erzählte Karl-Ludwig mir von seinen Aktivitäten - schon seit vielen Jahren - in Namibia: war und ist er doch einer der Mitbegründer der IAS (Internationale Amateursternwarte e. V.) auf der Farm Hakos in Namibia, die dann den kleinen "Boom" von weiteren Astro-"Farmen" dort unten nach sich zog. Einige wunderbare Bilder, die er dort - während seiner wenigstens 20 Aufenthalte auf Hakos - gemacht hat, zieren sein Arbeitszimmer. Ja, Namibia wäre schon mal ein Ziel ... Aber, so Karl-Ludwig - so langsam hat er sich etwas aus diesem Thema zurückgezogen. Denn Reisen dorthin sind für einen - wenn auch immer noch sehr kreglen und rüstigen 83-Jähringen eben auch nicht mehr so "locker" zu machen.

Nichtsdestoweniger liebt er seine Astronomie und arbeitet im Zusammenwirken mit vielen weiteren Amateurastronomen auch der Forschung zu: Thema Sternbedeckungen durch Kleinplaneten. Was zunächst einmal unauffällig klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als wirklich spannende Angelegenheit: So erzählte Karl-Ludwig mir von einer Sternbedeckung durch den Kleinplaneten Pallas. Diese wurde von einigen Dutzend Mittuenden an verschiedenen Orten beobachtet. Anhand der Bedeckungsdauern in Zusammenhang mit den Beobachtungsorten konnte so ein Profil des Kleinplaneten erstellt werden; vermittels komplexer Mess- und Auswertevorgänge. Hier wird dann auch die astronomische Forschung unterstützt, denn mit diesem Vorgehen können beim Vorübergang von Planeten und Kleinplaneten vor einem Stern anhand der Struktur der Helligkeitsveränderungen während der Bedeckungen auch Erkenntnisse über diese Körper und derer Umgebung (Ringe, Atmosphären bis hin zur chemischen Zusammensetzung) ermittelt werden. So konnte bei Sternbedeckungen durch Chariklo, einem Asteroiden der Gruppe der Zentauren, ein Ringsystem um diesen Kleinplaneten entdeckt und vermessen werden.
Karl-Ludwig zeigte mir auf seinem Rechner dann einige Abläufe zu seiner Arbeit, die ihn antreibt. Toll für einen 83jährigen, mit welch einer Energie er bei der Sache ist und bleibt. Ja sein Büro - eines langjährigen Astronomen würdig. Neben viel schöner und seltener Literatur fanden sich auch Ordner zu seinem Interferometer, Teleskopen und und und ... all die schönen Notizen und Unterlagen, die sich in etlichen Dutzend Jahren amateurastronomischer Tätigkeit so sammeln. Anbei zeigte er mir auch sein Teleskop für die Kleinplanetenbeobachtung - einen exzellenten Intes-Micro Maksutov-Cassegrain mit 180mm öffnung und 1800mm Brennweite. Ich kenne dieses Gerät selbst - wunderbare scharfe wie präzise russische Optik in einer soliden Mechanik.

Nach einem - von seiner Frau liebevoll vorbereitetem Mittagessen fragte Karl-Ludwig dann, ob wir denn mal in seinen Keller gehen wollten - dort stand ja besagter Tubus, der ja dann die eigentliche Ursache unseres Gegenseitig Kennenlernens und dieser Zusammenkunft war und ist. Ach ... was ein herrlicher Keller - mit 1000den Schätzen, die das Herz jedes Amateurastronomen höher schlagen lassen ... Er meinte nur "Ach ich hab mich jetzt auf meine Beschäftigung mit der Kleinplanetenbeobachtung spezialisiert, und dafür habe ich alles oben. Und meine Kinder haben kein Interesse an den Dingen, das wird dann alles mal auf den Müll wandern". Sowas tut natürlich im Herzen weh ... In Karl-Ludwigs wunderbarem "Kruschtelkeller" fanden und finden sich ohne Ende Kostbarkeiten und Leckereien - von einem alten 10x80 Flakfernglas über Okulare, Optiken aller Art, Prismen und und und ... "Ich brauche das ja alles nicht mehr". Mal ab von den ideellen Dingen sind da auch echte materielle Werte dabei und ich bot ihm gerne an, ihm beim Veräußern der Sachen behilflich zu sein. Er meinte "Ich weiss ja gar nicht, was das alles wert ist". Nun, da ich diesbezüglich einigermaßen unterrichtet bin und vermeiden möchte, dass a) die Sachen auf den Müll kommen und/oder b) dass ein geldgieriger "Geier" unserer Szene (die es ja leider auch gibt), den Karl-Ludwig über "den Schnabel nehmend", die Sachen für "nen Appel & n Ei" unter den Nagel reißt, wird da natürlich gerne geholfen. Karl-Ludwig gab mir noch ein paar Dinge neben dem Tubus mit und wir gingen wieder hoch, um die Teile in meinen Bus zu packen.

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Besuch bei Karl-Ludwig Bath am 01.08..    Besuch bei Karl-Ludwig Bath am 01.08..    Besuch bei Karl-Ludwig Bath am 01.08..   

Besuch bei Karl-Ludwig Bath am 01.08..    Besuch bei Karl-Ludwig Bath am 01.08..    Besuch bei Karl-Ludwig Bath am 01.08..   

Besuch bei Karl-Ludwig Bath am 01.08..    Besuch bei Karl-Ludwig Bath am 01.08..    Besuch bei Karl-Ludwig Bath am 01.08..   



Es war mittlerweile schon fortgeschrittener Nachmittag, als wir dann die Sachen einluden - draussen "begrüßte" uns dröhnende schwül werdenden Hitze. Ich hatte ja noch gute 2 1/2 Stunden Autofahrt nach Stuttgart zurück vor mir; so gingen wir noch kurz für einen Schluck kühlendes Getränk in die Wohnung, bevor ich dann meinen Weg nach Hause antrat. Nicht aber ohne zu erwähnen: "Karl-Ludwig, wenn Du magst UNTERbrechen wir hier nur unser Treffen ;-)", was er gerne bejahte. So wird es dann auch sein; sicher werde ich alsbald mal wieder den Weg nach Emmendingen nehmen; vielleicht mag jemand vom Stammtisch dabei sein ... um den spannenden Geschichten und Forschungen einer - doch - Koryphäe unseres Hobbys zu lauschen. Es war ein wunderbarer Tag - auch an dieser Stelle - lieber Karl-Ludwig einen herzlichen Dank - für die bereichernden Stunden mit Dir. Ich freue mich auf ein nächstes Treffen und baldiges Wiedersehen.

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