"Danubia-Mizar Comet 100 M" Newton 100/800mm

seit 27.04.2018

Nun wieder ein Spiegelklassiker ... aus dem Hause "Mizar". Hersteller scheint wohl "Hino" zu sein, wenn ich die Montierung richtig "interpretiere". Dieser japanische Hersteller hat ab den mittleren 70gern unter anderen Distributoren wie "Danubia", "Dörr" und andere beliefert.
Nach dem Abholen auf dem Weg zum diesjährigen ITV wurde der kleine Mizar natürlich schnell aufgebaut, zudem das Wetter brauchbar war. Dabei fiel auf: schon damals war der Einsatz von Plastik so unüblich nicht. "Damals" will heissen: vor 1984 (denn in der beigefügten Anleitung wurden als Beobachtungstips u.a. die Marsoppositionen 1984, 1986 und 1988 angegeben) kannte ich bis dao eigentlich nur den Einsatz von Metall als Werkstoff. Aber hier waren die Okular"körper", die Okularhülse, der Okularteil des Suchers und der eine Feststellknopf für die Deklinationsachse aus Plastik. Stört aber nicht weiter. Auch das Alustativ erinnerte einen durchaus an heutige Leichtbauweisen ... es hat sich dann aber als stabiler herausgestellt.
Die Montierung scheint wohl das alte "Template" für die heutigen Billigmontierungen a la EQ2 etc. zu sein. Allerdings ist diese noch gut stabil. Wahrscheinlich werden heute auf gleichermaßen stabile Teile nicht mehr so viel Wert gelegt, wie bei dieser alten Montierung hier noch.
Auich wenn man klassikermäßig schon "recht weit herumgekommen" ist, gibt es doch immer mal etwas neues Altes: so die beigefügten Originalkulare der Brennweiten 20mm, 10mm und 5mm: sie sind gekennzeichnt als "NR20, 10 und 5mm". NR hatte ich bis dato noch nicht gehört bzw. gesehen: ich vermute mal nach erstem Eindruck, dass diese so eine Art Ramsdenscher Bauweise sind; vielleicht "New Ramsden" oder so. Gesichtsfelder um die geschätzten 45 Grad.
Tatsächlich konnte ich auch am ersten Abend direkt etwas beobachten: Am Mond hin brachte der kleine Newton bis hoch zu 160facher Vergrößerung ein scharfes Bild, soweit es das Seeing zuließ. Allerdings war da noch ein kleiner "Schleier", den ich zunächst auf Cirren zurückführte. Weiter dann zur Venus, die schlichterdinge enttäuschte: die Unschärfe war klar auf das Seeing zurückzuführen. Aber auch hier dieser "Schleier", obwohl definitiv keine Cirren in der Nähe waren. Kann also nur das Teleskop selbst die Ursache sein; eine der Komponenten. Okular gegen eines der Vixenorthos getauscht - weiterhin der "Schleier". Hauptspiegel ist, soweit von aussen sichtbar, schön klar und sauber. Selbiges gilt auch fü den Fangspiegel. Schon komisch.
Später ging es am monderleuchteten Himmel nochmals - auf den nun hellen Nachtmond: Der Newton brachte ein durchaus scharfes und kontrastreiches Bild - aber wieder dieser leichte "Schleier". Dann wechselte ich mal zu Doppelsternen, meinen Lieblings"testis": a Gem mit seinen 4" irgendetwas Distanz war leicht zu trennen, wenngleich das Bild seeingbedingt unruhig war. Bei 160fach waren hier und da zappelnde Beugungsringe zu sehen. Dann natürlich der für eine 100er Öffnung grenzwertig Doppelte z1 Cnc (1"1): Den sah ich in ruhigeren Momenten durchaus als zwei engbeieinanderliegende Sternscheibchen; quasi die seitliche "8". Man kann da von einer Trennung sprechen. Denk mal, dass die Optik stimmt. Nur dieser "Schleier" ... macht mir Sorgen.

Wieder zurück, wurde der kleine "Mizar" natürlich nochmals unter die Lupe genommen: An der Venus gab es nun ein besseres, weil "schleierloses" Bild im 5er Ortho bei 160fach. Einzig störend war das Seeing, ansonsten war eine schöne dreiviertel-Venus zu sehen. Ich kann das so nicht erklären - warum da (ITV) mit Schleier und hier ohne (PS - am Beobachter kann es auch nicht gelegen haben, denn in anderen Geräten hatte er keinen Schleier gesehen ... ;-) ) . Mechanisch gibt es eine Kleinigkeit zu kritisieren: der OAZ kommt bei ganz eingefahrenem Zustand in den Strahlengang. Wobei das praktisch aber nicht stört, da der Fokuspunkt für die Sternbeobachtung so hoch liegt, daß dieser Negativeffekt nicht wirksam wird. Auch hier ging es zu z1 CnC mit seinen ca. 1"1 Distanz: neben schönen runden Beugungsringen konnte man die beiden Komponenten immer wieder direkt "beieinander" liegen sehen. Das, was ein 100mm Fernrohr können soll. Jupiter wurde noch ins Visier genommen, hier waren in seeingruhigen Momenten Andeutungen weiterer Strukturen in der Athmosphäre (neben den beiden Hauptwolkenbändern) zu erkennen. Nun steht der Planet recht tief (in der Waage) und das macht es nicht wirklich einfach. Auch war das Auftauchen eines der Monde hinter dem Planeten schön zu beobachten. Leider gab der bleigraubraune Himmel hier nicht mehr viel her ...
Eine kleine Zusammenfassung: Der kleine Newton kann gefallen. Obwohl er leicht gebaut ist, vermittelt seine Mechanik eine viel bessere Stabilität als seine "Kinder", "Neffen" und "Enkel" - die bekannten "Kaufhausnewtons" mit ihren entsetzlichen Klappermechaniken. Gerade die kleine Montierung ist für dies Gerät gut passend, auch das überraschend leichte Alustativ ist viel stabiler als seine heutigen Pendants. Ein brauchbarer 6x30er Achromatensucher ist dabei (bei diesem ist leider das Fadenkreuz kaputt, da muss mal jemand unvorsichtig beim Auseinanderbau gewesen sein). Schön auch: man kann den 0"96 Okularaufnahme problemlos abschrauben und hier dann den bekannten 1 1"4 Adapter anbringen, für die Nutzung der verbreiteteren 1 1"4 Okulare etc. . Dieser ca. 35 Jahre alte Newton ist so ein wirkliches Einsteigergerät, weil eben auch mechanisch gut brauchbar (im Gegensatz zu den heute als "Einsteigergeräten" verramschten Astronomie-Launeverderbern). Und auch als - zudem noch justagestabiles (ich musste nach den Transporten nicht neu justieren!) Gerät für den schnellen Blick mal zwischendurch ist der "Mizar Comet" gut zu nutzen.

to be continued


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Mizar Newton 100/800mm    Mizar Newton 100/800mm   

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