Bresser Refraktor "Champ" 80/400mm
seit 26.06.2018

Bresser Refraktor "Champ" 80/400mm

Rein in die "Kleinanzeigen" und wieder ein bischen gelugt ... da war dann doch tatsächlich dies Röhrchen für den sagenhaften Preis von 5 € ... "der ist schon weg" .. war mein erster Gedanke. Naja, war gerade mal 20min inseriert, ich schreibe den netten Inserenten an und .. ist noch da. Ich "kaufe den Kleinen". Er - okay. Schön!
Nun, der Versand war denn ca. 20 Prozent teurer als das Gerät; sprich, ich musste zusammen 11 € überweisen, was ich gerne tat. Ich war dann ein paar Tage weg und nach meiner Rückkunft stand dann ein kleines Paket im Zimmer. Natürlich schnell ausgepackt, den Lütten. Wie auch schon - sehr fair und ehrlich - vom Verkäufer im Angebot bildlich wiedergegeben, war der "Champ" nicht wirklich in gutem Zustand: Drehrädchen am Fokussierer aus Holz nachgebaut, Fokusrohr etwas mit Panzertape "auf Linie" gebracht, Tubus mit Beule und Kratzer, und das Objektiv stand vor Dreck. Ist aber egal, war ja bekannt. Und ich gehöre nicht zu den verwöhnten Herrschaften, die Herumjammern, wenn man einen "nicht geputzten" Tubus bekommt ... ja, da gibt es welche, die meinen so etwas wirklich und haben dieses überbordende verzogene Anspruchsdenken. Waren wohl vom Beruf Sohn ...
Also, natürlich, war da Arbeit zu investieren ... aber für 11 € mache ich das gerne. Der 6x30er Sucher ist in Ordnung.
Den kleinen "China-Mann" dann mal notfürftig an die Montierung geklemmt und das Bild an einem Sonnenreflex einer ca 150m entfernten Glühbirne getestet ... hmmh, das Reflex-Bild war kein runder Punkt, sondern eher eine Art Kreuz. Also deutlicher Bildfehler. Und klar .. natürlich recht bunt.
Bei Ansicht ins dreckige Objektiv fiel auf: Schön, es gab noch Abstandsplättchen und nicht diese unsäglichen Linsentrennringe, die in derartigen Geräten normalerweise verwendet wurden. Klar, das hier eine Reinigung der Linsen angesagt war. Also wieder das übliche: warme Spülilösung; Linsen rein, Dreck etwas einweichen lassen und dann mit einem nassen "Q-Tip" vorsichtig abstreichen.
Vorher war das Objektiv natürlich erst einmal aus der Fassung zu holen; hier war dann schon ein "Geschmack - made in Zhong Guo (China)" zu merken: ist diese Fassung doch a) aus Plastik und b) sind die Linsen mit einem einzuschraubenden Plastikring in der Fassung "gesichert". Mehr nicht. Justagemöglichkeit (wie z.B. in den alten Vixen-Fassungen) - Fehlanzeige. Naja, da wurde dann eben an Aufwand gespart.
Aber die Linsen sind aus Glas und gut vergütet. Beim Auseinanderbau fiel dann auf, dass am Rand der konkaven Linse eine Bleistiftmarkierung angebracht war, die ich dann bei der bikonvexen Frontlinse vergeblich suchte. Nungut. Nachdem ich die Linsen dann recht sauber bekam, diese wieder vorsichtig in die Fassung eingesetzt und bis zum ersten leichten Druckpunkt die Fassung "zugeschraubt". Dann schnell in den Tubus zurück, auf die Montierung und wieder diese Glühbirnenreflexe angepeilt. Und siehe da: jetzt waren die Reflexe schon deutliche Punkte mit nur noch etwas Koma. Keine "Kreuze" mehr. Und dieses Koma entstand durch eine leichte Verkippung des mit Panzertape beklebten Fokusrohres. Fokussierte man "rein", war eben das Koma leicht zu sehen; fokussierte man jedoch raus, kippte das Rohr etwas und das Koma ist so gut wie völlig verschwunden und man bekommt nun nahezu punktförmige Reflexbildchen mit runden Beugungserscheinungen. Na, da hat die erste Operation doch etwas gebracht.
Nach einigen Tagen mal wieder den Kurzen auf die Montierung gespannt ... Jupiter, die Venus und dann "an den Stern"; natürlich e Lyrae zum testen. Klar, Planeten ... sind nicht so sein bevorzugtes Metier ... der Jupiter war zwar bis 80fach schon scharf zu sehen, aber wurde eben schon bunter. Und damit auch nicht mehr wirklich "knackig". Venus das nochmehr. Aber am Doppelstern macht er sich doch schon mal ganz gut; so war e Lyrae mit 2"7/2"3 Distanz schon kein Problem; da geht wohl noch mehr. Ich hab dann lambda Oph (1"5) ins Visier genommen; also fast schon die Dawes-Grenze; das klappte (noch // Seeing?) nicht. Aber ist ja noch nicht aller Tage Abend.

Erstes Fazit: Kleines Widefield-Reiseteleskop. Natürlich recht farbfehlerbelastet; aber das ist bei f/5 ja auch erwartbar. Bildqualität aber ansonsten bislang nach der "Linsen-OP" in dem kurzbrennweitigem Rahmen durchaus gut. Spannend ein Bericht über das " SVbony " 4mm 62-Grad ("asphärischen") Okular, nachdem der Farbfehler bei einem bauähnlichen 80/400mm Refraktor deutlich abgenommen haben soll ... das immerhin bei V=100x. Bleibt zu testen


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