Am 12.4.99 bemerkte ich beim ins Bett gehen den klaren Sternenhimmel
durchs Dachfenster. Ich wollte es gar nicht glauben was da zu sehen war,
dabei hat es hier (Eckernförde) den ganzen Tag geschüttet.
Auch auf die Gefahr hin gesteinigt zu werden, gebe ich zu, daß
ich mirdie Szenerie nur 15 Minuten durchs offene Dachfenster angeschaut
habe, dabei kam mir eine Idee.....
Ich erinnerte mich an den Artikel von Thomas Jäger, "Starhopper
im Virgohaufen" im IS14. Am nächsten Abend, bereitete ich im Keller
schon mal alles vor, nach vielen "Kutternächten" war nun endlich mal
wieder das 6"/f8 Newton dran. Und siehe da um 21:30 riss die Wolkendecke
auf, nur einzelne Zirren wehten vom Westen her.
Als ich gerade den Tubus in die Rohrschellen legte, prasselte es auf
mich hernieder. Der Schauer war nur von kurzer Dauer und tief im Westen
gab mir "Wettersatellit" Venus das Klarzeichen.
Das große T westlich von LEO war schnell eingestellt, mit
48x war dann auch gleich M99 sehr deutlich wahrnehmbar, jedoch ohne wesentliche
Merkmale. Ich habe noch wenig Übung im Starhoppen. Jetzt wurde es
spannend, vorsichtig entlang der nördlichen T-Sterne nach Westen gefahren,
prägte ich mir erst mal die Umgebung des westlichen T-Sterns
genau ein. Ein sehr markanter Bereich da nord-westlich dieses Stern
drei kleine Sterne dicht nebeneinander aufgereiht stehen.
So fand ich zu M100, welcher mir zwar etwas größer als M99
jedoch nicht deutlicher erschien. Aber immerhin gefunden und gesehen! Nun
nutzte ich das erste Mal die DA-Teilung, indem ich genau die von Thomas
Jäger genannten 3° nach Süden verfuhr. Und tatsächlich
M86 und M84 standen (fast) mittig im Gesichtsfeld. Nach einer Weile bemerkte
ich ganz
schwach aber mit direkten sehen NGC 4388 und NGC 4402. Ich meine auch
NGC 4387 mal kurz indirekt aufblinken gesehen zu haben, bin mir aber nicht
sicher. M86 zeigte ein wenig Kern, mehr nicht. Dennoch waren M86 und M84
sehr deutlich zu sehen, nach einer Weile mit dem Auge am Okular betrachtete
ich 4 Galaxien gleichzeitig. Und das mit einem kleinen
6"Newton mit 24% Obstruktion am Rande einer lichtverschmutzen Kleinstadt.
Wie mag das wohl auf meinem Berg 20km nördlich aussehen? Erschwerend
kam hinzu, daß mein Nachbar, ein Frührentner, jede Nacht bis
2-3 Uhr fern sieht (indirekte Fensterbeleuchtung versteht sich) und in
jeder Werbepause das Küchenlicht einschaltet das sich flutlichtartig
über meine Terrasse verbreitet. An Dunkeladaption war hier nicht zu
denken.
Trotzdem machte ich weiter und schwenkte ein halbes Grad weiter und
sah NGC 4438 und NGC 4435, letztere Galaxie war die hellere. Aber auch
hier keine Spur von Strukturen. Genauso erging es mir bei dem Paar NGC
4461 und 4458, die mir jedoch etwas schwächer als das Paar zuvor erschienen.
Gerade mal direkt erkennbar. Nach dem nächsten und letzten Hopp erkannte
ich NGC 4477 und NGC 4473 ebenfalls recht gut, nur NGC 4479 wollte mir
nicht erscheinen. Auch mit 80x war nichts zu machen.
Nun fuhr ich mit 80x den gleichen Weg zurück, alle Galaxien waren
schon deutlicher zu sehen, aber lediglich NGC 4438 verriet mir ein Hauch
an Struktur. M86 und M84 waren zwar hell, aber dennoch ein wenig enttäuschend,
gerade weil sie so hell waren, aber nichts weiter zu erkennen war.
Schliesslich wieder im T angelangt hoppte ich noch schnell zu M98, hier war wieder ein bisschen mehr Kernhelligkeit zu erkennen. Hier brach ich den Virgo-Starhopp ab, denn M51 stand inzwischen fast im Zenit. M51 war ein herrlicher Anblick, ich erkannte deutlich die beiden Kerne und sogar Ansätze der Struktur.
Jetzt bemerkte ich den Mars im Osten, hoch genug zum beobachten. Schnell
war der 6"/f20 Kutter auf die Montierung gesetzt ( der lag schon 2 Stunden
zum Auskühlen in der Nähe) und wurde auf Mars eingestellt. Im
Gegensatz zu meiner letzten Beobachtung am 4.4. waren diesmal keine Oberflächenmerkmale
zu erkennen, vielleicht stand er doch noch ein wenig
zu tief und die feuchte Luft tat das übrige.
Jetzt wollte ich es nochmal wissen, aber vergebens versuchte ich den
mit Telrad bewehrten Kutter auf das T im Virgo auszurichten. Mit Telrad
keine Chance. Auch das 42mm Okular half mir nicht weiter. Halbwegs unter
dem Kutter auf dem Boden liegend bemerkte ich jedoch plötzlich
eine Galaxie, eine ganz "dicke". Nördlich dieser Galaxie stand ein
heller Stern, ich vermute mal das es sich um M87 handelte, es war sogar
etwas Struktur zu erkennen - sehr hell. Auch eine Überprüfung
mit dem Telrad ergab, daß die Richtung zu M87 so eingermaßen
stimmte.
Ein Umbauen der Sucher, auf dem Newton sitzt ein 10x50, wollte ich nun aber nicht mehr vornehmen, alleine das Ausrichten des Telrads auf dem Kutter hat mich mal ne gute Stunde gekostet. Also wurde zusammengebaut, da ich nur wenige Stunden später meinem Okularerwerb nachgehen sollte.
Nachdem ich alles wieder im Keller verstaut hatte, schaute ich nochmal nach draußen. Feiner Nieselregen klatschte mir ins Gesicht - jetzt mußte ich sogar darüber lachen, gutes timing! Der April hat mir fast 3 Stunden einen schönen Sternenhimmel beschert. Hier zeigen sich mal die Vorteile der kleinen mobilen Optiken - man kann die einfach spontaner einsetzten, und das ist gerade in unseren Breitengraden ein Vorteil.
Den Starhopp werde ich möglichst bald an einem dunkleren Ort nochmal
wiederholen, aber auch dieser spontane war ein tolles Erlebnis.