Das Innenleben der Tal-1 Montierung
Mit freundlicher Genehmigung von Michael Meier
 

Zum Teil aus reiner Neugier, zum Teil aber auch mit dem Hintergedanken, meine TAL-1 Montierung ( ohne Motor ) etwas zu tunen oder generell einmal zu warten, beschloss ich die Montierung zu zerlegen. Was dabei herauskam, habe ich hier in einem kleinen Bildbericht beschrieben.

Grundsätzlich ist die TAL-1 eine grundsolide Montierung, die recht einfach aufgebaut ist. Vielleicht ist sie jedoch gerade deshalb so robust und zuverlässig. Ich betreibe auf dieser Montierung zur Zeit noch einen 90/1000 mm Fraunhofer Refraktor von Meade, den Explorer 395. Zwar hat das Gerät eine bescheidene Öffnung, belastet eine Montierung aber schon mit einem ordentlichen Hebel. Eine EQ-3 war damit schon grenzwertig belastet ! Auf der TAL-1 Montierung sitzt der FH bombenfest und zitterfrei.

Wie zerlegt man nun die Montierung ? Im Grunde ist die Arbeit für beide Achsen völlig identisch und in ein paar Minuten erledigt. Wegen des einfachen Konstruktionsprinzip muss man sich nur mit wenigen Teilen herumschlagen - anders als bei China-Montierungen, die aus 10000 Einzelteilen bestehen und doch nicht immer stabiler sind...

Um die Achsen aus dem Achsgehäuse ziehen zu können, müssen zunächst die Feststellschrauben und Teilkreise abgezogen werden.

Dann löst man die im linken Bild markierte Schraube - Vorsicht : die Schraube ist sehr klein und sehr kurz - nicht verlieren. Schwups ! Schon  kann man die Pol-Achse aus dem Gehäuse ziehen - siehe Bild rechts.

Dabei taucht die erste Überraschung auf : ich dachte bisher immer, dass die Achsen kugelgelagert seien. Dies ist aber nicht der Fall. Vielmehr verbaut TAL hier Gleitlager bzw. Gleitbuchsen. Das muss aber kein Nachteil sein ! Gerade bei kleinen Montierungen und entsprechend kleineren Achsdurchmessern sind Gleitlager oft präziser als gleich grosse Kugellager. In der Tat gibt es bei dieser Montierung auch überhaupt nichts an den Laufeigenschaften der Achsen zu bemängeln. Sie drehen sich spiel- und ruckelfrei, so wie es sein soll


Das linke Bild zeigt den Blick von vorn ins Pol-Gehäuse, recht sieht man von hinten die Messing Gleitbuchse. Hier kann man nachschauen, ob sich im Achsgehäuse eventuell Metallspäne oder festsitzendes oder verharztes Fett befindet. Gegebenfalls also hier reinigen und neu einfetten.

Ich habe übrigens mal nachgemessen - die Gleitbuchsen haben einen Innendurchmesser von 30 mm und einen Aussendurchmesser von 36 mm. Der Gesamtdurchmesser der Achsgehäuse beträgt 42 mm.

Das gleiche Spiel wie bei der Polachse wiederholt sich bei der Deklinationsachse. Hier die Bilder :

 Ein "unkonventionelles" Detail am Rande. Beim Vermessen der Achsen habe ich festgestellt, dass die Pol-Achse einen Kerndurchmesser von 17,8 mm - die Deklinationsachse jedoch einen von 18,0 mm hat. Zumindest aber Vollmaterial - soviel zur russischen, unkomplizierten Fertigungsphilosophie !

Das letzte Bild zeigt noch einmal die Messing-Buchse am unteren Ende der Deklinationsachse, also dort, wo die Gegengewichtsstange eingeschraubt wird.

Wie man sieht ist das zerlegen und ggf. die Wartung einer TAL-1 Montierung also wirklich ein Kinderspiel, welches in wenigen Minuten erledigt ist. Wie gesagt, hatte ich erst an ein Montierungstuning gedacht. Mir schwebten hier Kugellager vor - allerdings scheinen mir die Relation von Arbeitsaufwand und evtl. zu erwartendem Nutzen, doch eher unattraktiv und daher bleibt die Montierung so wie sie ist : einfach, aber grundsolide und stabil !

 

 

CLEAR SKIES !

Michael Meier

Hier noch mal ein paar technische Daten im Überblick :

Tragkraft lt. Hersteller : 7 kg ( meiner Meinung nach verkraftet die Monti bei kurzbauenden Optiken auch noch locker 2 kg mehr )
Kerndurchmesser Polsachse  17,8 mm Vollmaterial , Stahl - Durchmesser im Lagerbereich 30 mm
Kerndurchmesser Dek. Achse  18,0 mm Vollmaterial, Stahl - Durchmesser im Lagerbereich 30 mm
Lager Polachse oberes Lager : Stahlgleitbuchse

unteres Lager : Messing-Gleitbuchse

Lager Deklinationsachse oberes Lager : Stahlgleitbuchse

unteres Lager : Messing-Gleitbuchse

 

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Inhalt, Bilder: Michael Meier
grafische Überarbeitung: Daniel Weitendorf
Oktober 2006