vor etwa 3 Wochen habe ich sehr günstig einen TAL 150 P8 OTA erwerben können, ich möchte nun hier, da dieser Newton zumindest in Deutschland relativ unbekannt ist, mal meine Eindrücke der mechanischen und optischen Qualität wiedergeben! Die Daten sind 150 mm im Durchmesser und 1200 mm Brennweite.
Der OTA ist wohl etwa im Juli 2003 laut Schriftzeichen auf dem Hauptspiegel hergestellt worden, er hatte aber vor meinem Erwerb noch kein First Light, also noch unbenutzt!
Nach dem ich Ihn aus der sehr schweren Holzkiste entnommen habe, viel als erstes das für einen Tal 150 er Newton relativ geringe Gewicht auf, welches laut meiner Paketwaage incl. Rohschellen nur 7450 Gramm betrug! Der Tubus ist zwar wie beim TAL 2 aus einem Stück Alu gezogen, also nicht gefalzt, aber die Wandstärke beträgt im oberen und unteren Randbereich ( 3 cm ) nur 2 mm und der Rest des Tubus ist auf 1,5 mm abgedreht.
Gegenüber dem TAL 2 hat der P 8 einen 2" Okularauszug mit Zahnstangentrieb,
welcher zwar keine Feststellschraube und Justierschrauben besitzt, aber sehr
passgenau und weich laufend gearbeitet ist und auch bei höchsten Vergrößerungen
keinerlei Shifting zeigte. Die Lackierung ist durchgängig cremeweiß und auch
einigermaßen sauber aufgetragen.
Der Fangspiegel ist im Gegensatz zum Tal 2 nur 30 mm in der langen Achse groß,
so das nur 20 % statt 30 % Obstruktion entstehen! Die Fangspiegelfassung ist mit
einer zentralen Schlitzschraube und 3 Schlitzschrauben zum Justieren
ausgestattet, die Fangspiegelhalterung wird wie bei Intes Micro mit einem
schraubbaren Deckel verschlossen! Die vier Fangspiegelstreben sind etwa 1 mm
stark und der Fangspiegel ist mit 3 Silikonpunkten auf dem Halter befestigt!
Der Hauptspiegel ist genau 150 mm im Durchmesser und 30 mm stark, er ist ein
Parabolspiegel und nicht wie beim Tal 2 sphärisch, das Material müsste nach
einem Vergleich mit einem Spiegel von Intes Micro wohl ebenfalls aus Pyrex
bestehen.
Dieser musste von mir erst einmal mittels Lochverstärker mit einer
Mittenmarkierung versehen werden. Die Hauptspiegelfassung ist wie beim Tal 2 aus
Alu gefertigt und mit einer zentralen und 3 Rändelschrauben zum Justieren
versehen! Der Tubus ist innen aufgerauht und mit einer mattschwaren Farbe gut
gegen Streulicht geschützt, eine von mir gefertigte Taukappe tut ihr übriges!
Alles in Allem ist das 150 P8 ein zwar grobschlächtig aber gut durchdachtes
Teleskop!
Jetzt musste die Optik zeigen, was sie am Himmel zu leisten vermag! Nach dem ich
das Teleskop mittel Filmdose vorjustiert hatte, musste ich es am Stern nur noch
minimal nachjustieren und auch nach mehrmaligem Umschwenken in allen Richtungen
zeigte sich nicht die geringste Dejustierung! Die Beugungsbilder bei 300 facher
Vergrösserung am Polarstern zeigten intra und extrafokal nur am äusseren Rand
einen leichten Unterschied zueinander! Intrafokal war der äußere Rand leicht
ausgefranst, während er extrafokal absolut glatt war! Das zentrale
Beugungsscheibchen war auf beiden Seiten sehr ausgeprägt hell mit 4 hauchzarten
Beugungsringen und tiefschwarzem Zwischenraum. Fokal war ein schönes rundes
Airscheibchen mit 2 umlaufenden Beugungsringen zu sehen. Astigmatismus und Koma
waren so nicht zu erkennen! Das Seeing war an diesem Morgen übrigen
ausgezeichnet so um 8/10!
Als Objekt nahm ich mir um 6.30 Uhr morgens trotzdem der Mond noch etwa 40 %
beleuchtet war erst einmal den Orionnebel vor und dort insbesondere das Trapez,
ich war gespannt wieviel Trapezsterne trotz Mond auf Anhieb erkennbar waren. Bei
120 facher Vergrösserung im 10 mm Ultima waren sofort 6 Trapezsterne erkennbar,
5 sehr deutlich und der Sechste relativ schwach durch den doch etwas störenden
Mond! 10 Tage später war auch der sechste Trapezstern deutlich zu sehen! Der
Nebel selber litt ohne Filter zu sehr unter Mondeinfluss, er zeigte aber mit dem
Baader UHC s Filter schon seine ganze Pracht und Ausdehnung über das
Okulargesichtsfeld weit hinaus!
Jetzt musste der 6" f8 Newton an Mond und aufgehendem Saturn zeigen was er unter
guten Seeingbedingungen zu leisten vermag! Als erstes den Mond bei 66 facher
Vergrößerung im 18 mm Ultima Gesichtsfeldfüllend absolut ruhig und gestochen
scharf mit vielen Kontrasten auf der Oberfläche, ein wirklich schöner Anblick!
Ich steigerte langsam die Vergrößerung über 120, 160, 200, 240, 300 ja
unglaublicher weise bis auf 400 fach im 6 mm Ortho mit 2- fach Tal Barlow und es
war kein Einbruch in Schärfe und Kontrast auszumachen, auch das Scharfstellen in
diesem Vergrößerungsbereich war mit dem weichlaufenden und shiftingfreien
Okularauszug ein Kinderspiel, bis auf die Helligkeit, die doch am Terminator im
Grenzbereich lag! Die Kraterwälle von Theophilus und die feinen Rillen in
Cyrillus hatte ich selbst mit meinem MN 78 noch nie so deutlich und scharf sehen
können, also musste ich mir unbedingt auch noch Saturn anschauen. Obwohl um 7.00
Uhr noch nicht so hoch im Süd-Osten, versuchte ich Ihn mit den gleichen
Vergrößerungsabstufungen wie beim Mond, und trotz der niedrigen Höhe mit dem
gleiche Ergebniss, wenn auch etwas unruhigere Luft! Aber auch dort waren 400
fach in Zeiten absoluter Luftruhe knackscharf und kontrastreich, mit
Cassini-Teilung, deutliche Helligkeitsunterschiede in den Ringformationen, die
dunkle Polkappe und Hell-Dunkelgebiete auf der Oberfläche bis hinunter zum Ring
waren deutlich auszumachen! Um 7. 45 Uhr baute ich doch sichtlich beeindruckt
von dem First Light mit mit dem TAL 150 P8 und auf Grund der heraufziehenden
Dämmerung mein Equipment wieder ab.
Als Fazit möchte ich noch anfügen, das dieser Newton mechanisch wie alle
russischen Geräte grob aber passgenau Gearbeitet wurde und optisch über jeden
Zweifel erhaben ist! Selbst in mein ehemaligen MN 78 von Intes Micro habe ich
den Mond und Saturn bei dieser Vergrösserung noch nie so schaf und kontrastreich
gesehen und das will schon etwas heißen! Also wenn alle Tal 150 P8 so sind, kann
ich Sie bedenkenlos empfehlen!
Technische Daten zum TAL150P8:
Teleskopart: Newton
Spiegelform: parabolisch
Spiegelmaterial: Pyrex
Durchmesser des Okularauszugs: 2"
Öffnung: 150 mm, 6 Zoll
Brennweite: 1200mm
Öffnungsverhältnis: 1:8
Fangspiegeldurchmesser:
30 mm
Obstruktion: 20-30%
Auflösungsvermögen (theoretisch, nur unter optimalen Bedingungen erreichbar):
0,76 Bogensekunde
Grenzgröße: (theoretisch, nur unter optimalen Bedingungen
erreichbar): 13 mag
Gewicht: 7,5 kg (OTA)
Links:
http://www.telescopes.ru/product.html?cat=1&prod=14
Inhalt, Bilder: Uwe Hoeltermann, Technische
Daten: Daniel Weitendorf
grafische Überarbeitung: Daniel Weitendorf
Oktober 2006