Das TAL1 ohne Motor – ein Erfahrungsbericht
Mit freundlicher Genehmigung von Nils Friedrich 10.2003

Beschaffenheit der Optik
Zubehör
...mit oder ohne Motor?
Fotografie
Was man so am Himmel sehen kann?
Fazit
Technische Daten zum TAL1
Links zu anderen Bewertungen des TAL1


Ein kurzes Fazit vorab: Ich bin sehr zufrieden mit dem Teleskop und würde es jeder Zeit wieder kaufen. Das TAL1 ist ein gutes Anfängerteleskop an dem man lange Freude haben wird.

TAL1, voll aufgebaut

Beschaffenheit, Optik:
Das TAL1 ist ein äußerst stabiles, robustes Newton-Teleskop aus russischer Fabrikation. Alle Teile sind aus Metall gefertigt: Der Tubus und die Säulenfüße aus Aluminium, die Säule aus Stahl und die Montierung aus Gusseisen. Damit verbunden ist jedoch, dass das TAL1 auch ziemlich schwer ist – komplett aufgebaut wiegt es ca. 16kg. Aufgrund der massiven Beschaffenheit des TAL1 ist der Transport ohne weitere Probleme möglich. Man muss zwar ein paar Kilo schleppen, aber es bleibt auch alles heil. Der Auf- und Abbau des Teleskops ist in wenigen Minuten zu erledigen. Die optische Qualität des gesamten Teleskops ist überragend. Hierdurch zeichnet sich das TAL1 am meisten aus, denn es liefert hervorragende Abbildungen. Der 6x30 Sucher ist ebenfalls sehr gut und eine wahre Hilfe beim Auffinden von Objekten.

Zubehör:
Zu dem Teleskop wird einiges an Zubehör mitgeliefert: Ein 25mm Plössl Okular mit exzellenter Qualität und ein ordentliches 15mm Kellner Okular. Außerdem eine 3xBarlowlinse von guter Qualität, fünf Farbfilter und ein Okularsonnenfilter. Diesen sollte man, wie fast jeden Okularsonnenfilter, am besten direkt vernichten, da dieser einen nicht mit ausreichender Sicherheit vor der massiven Strahlung der Sonne schützt. Weiterhin dabei: Ein Sonnenprojektionschirm und eine Kamerahalterung.
 

Hinweis:
Die alten TAL-Okulare wurden inzwischen durch eine neuere Version abgelöst. Die neuere Version ist jedoch nicht besser. Man sollte beim Kauf nachfragen, ob noch das alte Okular dabei ist und versuchen dieses zu bekommen.


Montierung

Handhabung, Montierung:
Das TAL1 besitzt eine parallaktische Montierung. Das bedeutet, dass das Teleskop, sobald es einmal auf den Nordpol ausgerichtet ist, nur noch in einer (der Rektazension) seiner zwei Achsen (Rektazension und Deklination) nachgeführt werden muss (siehe Bild). Eine parallaktische Montierung erleichtert die Handhabung eines Teleskops enorm. Das TAL1 lässt sich also in zwei Richtungen schwenken, nämlich entlang seiner beiden Achsen. Da man das Teleskop jedoch während des Beobachtens am liebsten gar nicht bewegt, damit man einen ruhigen Anblick des beobachteten Objekts hat, lässt sich das Schwenken mittels zweier Klemmungen, einer pro Achse, unterbinden. Man fixiert das Teleskop also mit den Klemmungen in einer festen Position. Da sich die Erde jedoch weiterhin unter dem Himmel wegdreht, kommt nun die Feinnachführung ins Spiel. Mit der Feinnachführung lässt sich während des Beobachtens, durch ständiges drehen an dieser, die Drehung der Erde ausgleichen (Hat man das Teleskop auf den Nordpol ausgerichtet, muss man zur Nachführung nur nach an einem Rädchen drehen, der Feinnachführung der Rektazension). Das beobachtete Objekt bleibt also dort wo es hingehört - sichtbar im Okular. Nach einer gewissen Zeit, ca. 15 Minuten, gelangt jedoch das Rädchen, welches zur Feinnachführung benutzt wird, an einen Anschlag, da es kein Endlosgewinde besitzt. Man kann es nicht weiterdrehen und ist somit gezwungen für kurze Zeit das Objekt aus den Augen zu verlieren, zumindest zu Beginn. Mit etwas Erfahrung lässt sich das auch vermeiden, indem man vorsichtig die Klemmschraube für die Rektaszension löst und dabei den Tubus festhält, sodass das Objekt im Okular bleibt. Mit dem Auge am Okular dreht man dann die Schraube zur Nachführung zum Anfangspunkt zurück. Das dauert ca. 30 Sekunden. Dann kann man die Klemmschraube für die Rektaszension wieder festdrehen und entspannt weiterbeobachten. Jedesmal, wenn man ein neues Objekt aufsucht, sollte man vorher die Schraube für die Nachführung zum Anfangspunkt zurückstellen. Dann wird man selten in die Situation kommen, am Anschlag zu landen.
Dieses kleine Problem betrifft nur das TAL1 ohne Motor! Das TAL1M kommt in der Rektazension an keinen Anschlag, nur in der Deklination, welche zum Nachführen jedoch nur minimal benötigt wird.

...mit oder ohne Motor?
Wie die Überschrift schon verrät, besitze ich ein TAL1 ohne M(otor). Wenn man fotografieren möchte, dann sollte man auf jeden Fall ein Teleskop mit Motor kaufen. Ansonsten ist es Geschmackssache: Wenn man nur den Himmel visuell erleben möchte, dann reicht es völlig aus ein Teleskop ohne Motor zu kaufen. Man muss dann allerdings die scheinbare Bewegung des Himmels mechanisch per Handrädchen ausgleichen, was jedoch fast von Anfang an ohne Probleme funktioniert und mit der Zeit zur Routine wird. Falls man jedoch ganz entspannt genießen will und genug Geld hat, dann sollte man ruhig zum Motor greifen. Wenn sich das Teleskop dann jedoch nicht in Nähe einer Stromquelle befindet und man den Motor trotzdem nutzen möchte, braucht man eine mobile Stromquelle, was mit Zusatzkosten verbunden ist (welche man aber senken kann - siehe dazu EZB1).
Wichtig: Der Motor lässt sich nicht nachrüsten! Entweder jetzt oder nie…
Hinweis:
Gelegentlich kommt es zu einer Vibration des Teleskops bedingt durch eine Motorunwucht. Die Montierung oder der Motorsatz muss dann umgetauscht werden können. Dies sollte man vor dem Kauf abklären.

Fotografie:
Das TAL1 ist ein für die Fotografie eher schlecht geeignetes Teleskop. Das heißt nicht, dass das Fotografieren unmöglich ist, aber aufgrund folgender Hindernisse ist die Fotografie erschwert (zumindest Langzeitbelichtungen):
1) Das genaue Einnorden ist schwierig
2) Es gibt keine Motornachführung in der Deklination.
3) Es gibt keine Möglichkeit automatischer Nachführung, da die Montierung dafür nicht eingerichtet ist.
Diese Hindernisse gelten nur für Langzeitbelichtungen! Mit einer Webcam dürfte an Planeten und sämtlichen anderen Objekten, die man kurz belichten muss, schon einiges herauszuholen sein. Hier ein paar Beispiele, was mit dem TAL1M machbar ist.
Wer mit dem TAL1M fotografieren möchte, sollte auch mal einen Blick auf die EZB2 werfen (und auch die EZB3, welche allerdings nicht für das TAL1M konzipiert wurde)


Jupiter
Foto: Detlef Irmscher

Was man so am Himmel sehen kann?
Das Teleskop ist gut geeignet zur Beobachtung der Planeten. Mit hoher Vergrößerung lassen sich viele Details rund um die Planeten ausmachen (wenn sie denn sichtbar sind und in günstigen Stellungen zur Erde). Problemlos beobachtet werden können Wolkenbänder auf Jupiter sowie der Große Rote Fleck, die Saturnringe, die Venusphasen und die Polkappen des Mars. Ebenfalls gut eignet sich das TAL1 zur Mondbeobachtung.
Auch im DeepSky Bereich ist mit dem TAL1 einiges möglich. Alle Messier-Objekte und viele andere DeepSky Objekte sind zumindest sichtbar, auch wenn mit der kleinen Öffnung des TAL1 bei den meisten keine Strukturen ausmachbar sind. Paradeobjekte sind z.B. die Andromeda-Galaxie M31, der Orionnebel M42 und der Kugelsternhaufen M13. Das mit dem TAL1 eine Menge DeepSky möglich ist beweist die Homepage von Christian Schreiner.
Das TAL1 ist also ein passabler Allrounder: Mit ihm ist so ziemlich alles möglich, aber es gibt auch immer Teleskope, die ihm in den einzelnen Bereichen überlegen sind.


Oberer Teil des TAL1


Sucher und OAZ (Okularauszug)


25mm "Plössl"

Fazit:
Pro:
- ausgezeichnetes Preis/Leistung Verhältnis
- Robustheit
- Qualität, sowohl optisch, mechanisch als auch vom Material her gut
- Stabilität und Schwere der Montierung
- guter Sucher
- exzellentes 25mm Plössl
- Anfängerfreundlichkeit der Bedienung
- hoher Wiederverkaufswert (falls man sich doch noch gegen die Astronomie entscheidet)

Kontra:
- Fotos mittels Langzeitbelichtung schwer möglich
- allgemeine Fotounfreundlichkeit
- Okularauszug ist manchmal etwas ruppig einzustellen
- beim manuellen Nachführen kommt man irgendwann an einen Anschlag
- hohes Gewicht, viel zu schleppen
- wenn man das Teleskop erweitern möchte (z.B. fototauglich machen) ist bastlerisches Geschick gefragt

Zitat des Testfazits aus der Sterne und Weltraum Ausgabe 11/97:
„Das Siberia 110 [TAL1] ist ein beeindruckendes Instrument mit kleinen, verzeihbaren Schwächen. Für den Anfänger ist es maßgeschneidert, da ihm von Anfang an ein komplettes Fernrohr mit allem Zubehör zur Verfügung steht.“

Ein TAL1-Teleskop steckt auch hinter folgenden Bezeichnungen: Siberia 110, Galaxy 110/800 und im Ausland beliebt ist Sovietzki.

Technische Daten zum TAL1:
Teleskopart: Newton
Montierung: parallaktisch
Spiegelform: sphärisch
Spiegelmaterial: K8, russ. Glas, vergleichbar mit BK7 von Schott
Durchmesser des Okularauszugs: 1,25 Inch
Öffnung: 110 mm
Brennweite: 805 mm
Öffnungsverhältnis: 1:7,3
Fangspiegeldurchmesser: 27 mm
Auflösungsvermögen (theoretisch, nur unter optimalen Bedingungen erreichbar): 1 Bogensekunde
Grenzgröße bei fst 6 mag (theoretisch, nur unter optimalen Bedingungen erreichbar): 12,8 mag
Obstruktion: 26,26 %
Effektive Öffnung: 106,14 mm
Gewicht: 16 kg
Vergrößerungen:
25 mm-Okular 32fach
15 mm-Okular 54fach
25 mm-Okular + 3xBarlowlinse 96fach
15 mm-Okular + 3xBarlowlinse 162fach
Sucher: 6x30, Gesichtsfeld 8°

Technische Daten der TAL-Okulare:
25mm Plössl: König I Bauart (also eigentlich gar kein Plössl, sondern ein König!), mehrschichtvergütet, Gesichtsfeld 56-58°, Durchmesser Feldblende 24,5-26mm
15mm Kellner: Gesichtsfeld 58°, Durchmesser Feldblende: 15,5mm

Links zu anderen Bewertungen des TAL1:
http://www.astronomie.de/einsteiger/alternativen.htm
http://www.baader-planetarium.de/suw_artikel/htm/siberia_110/siberia-start.htm
(alte Tal Version, nicht mehr ganz aktuell)
englische „Reviews“:
http://www.excelsis.com/1.0/entry.php?sectionid=12&entryid=160
http://www.cloudynights.com/reviews/Tal-1.htm

 

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grafische Überarbeitung: Daniel Weitendorf
Oktober 2003