Beschaffenheit der Optik |
Ein kurzes Fazit vorab: Ich bin sehr zufrieden mit dem Teleskop und würde es jeder Zeit wieder kaufen. Das TAL1 ist ein gutes Anfängerteleskop an dem man lange Freude haben wird.
TAL1, voll aufgebaut |
Beschaffenheit, Optik:
Das TAL1 ist ein äußerst stabiles, robustes Newton-Teleskop aus russischer
Fabrikation. Alle Teile sind aus Metall gefertigt: Der Tubus und die Säulenfüße
aus Aluminium, die Säule aus Stahl und die Montierung aus Gusseisen. Damit
verbunden ist jedoch, dass das TAL1 auch ziemlich schwer ist – komplett
aufgebaut wiegt es ca. 16kg. Aufgrund der massiven Beschaffenheit des TAL1 ist
der Transport ohne weitere Probleme möglich. Man muss zwar ein paar Kilo
schleppen, aber es bleibt auch alles heil. Der Auf- und Abbau des Teleskops ist
in wenigen Minuten zu erledigen. Die optische Qualität des gesamten Teleskops
ist überragend. Hierdurch zeichnet sich das TAL1 am meisten aus, denn es liefert
hervorragende Abbildungen. Der 6x30 Sucher ist ebenfalls sehr gut und eine wahre
Hilfe beim Auffinden von Objekten.
Zubehör:
Zu dem Teleskop wird einiges an Zubehör mitgeliefert: Ein 25mm Plössl
Okular mit exzellenter Qualität und ein ordentliches 15mm Kellner Okular.
Außerdem eine 3xBarlowlinse von guter Qualität, fünf Farbfilter
und ein Okularsonnenfilter. Diesen sollte man, wie fast jeden Okularsonnenfilter,
am besten direkt vernichten, da dieser einen nicht mit ausreichender Sicherheit
vor der massiven Strahlung der Sonne schützt. Weiterhin dabei: Ein Sonnenprojektionschirm
und eine Kamerahalterung.
Hinweis:
Die alten TAL-Okulare wurden inzwischen durch eine neuere Version abgelöst.
Die neuere Version ist jedoch nicht besser. Man sollte beim Kauf nachfragen,
ob noch das alte Okular dabei ist und versuchen dieses zu bekommen.
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Handhabung, Montierung:
Das TAL1 besitzt eine parallaktische Montierung. Das bedeutet, dass das Teleskop,
sobald es einmal auf den Nordpol ausgerichtet ist, nur noch in einer (der Rektazension)
seiner zwei Achsen (Rektazension und Deklination) nachgeführt werden muss
(siehe Bild). Eine parallaktische Montierung erleichtert die Handhabung eines
Teleskops enorm. Das TAL1 lässt sich also in zwei Richtungen schwenken,
nämlich entlang seiner beiden Achsen. Da man das Teleskop jedoch während
des Beobachtens am liebsten gar nicht bewegt, damit man einen ruhigen Anblick
des beobachteten Objekts hat, lässt sich das Schwenken mittels zweier Klemmungen,
einer pro Achse, unterbinden. Man fixiert das Teleskop also mit den Klemmungen
in einer festen Position. Da sich die Erde jedoch weiterhin unter dem Himmel
wegdreht, kommt nun die Feinnachführung ins Spiel. Mit der Feinnachführung
lässt sich während des Beobachtens, durch ständiges drehen an
dieser, die Drehung der Erde ausgleichen (Hat man das Teleskop auf den Nordpol
ausgerichtet, muss man zur Nachführung nur nach an einem Rädchen drehen,
der Feinnachführung der Rektazension). Das beobachtete Objekt bleibt also
dort wo es hingehört - sichtbar im Okular. Nach einer gewissen Zeit, ca.
15 Minuten, gelangt jedoch das Rädchen, welches zur Feinnachführung
benutzt wird, an einen Anschlag, da es kein Endlosgewinde besitzt. Man kann
es nicht weiterdrehen und ist somit gezwungen für kurze Zeit das Objekt
aus den Augen zu verlieren, zumindest zu Beginn. Mit etwas Erfahrung lässt
sich das auch vermeiden, indem man vorsichtig die Klemmschraube für die
Rektaszension löst und dabei den Tubus festhält, sodass das Objekt
im Okular bleibt. Mit dem Auge am Okular dreht man dann die Schraube zur Nachführung
zum Anfangspunkt zurück. Das dauert ca. 30 Sekunden. Dann kann man die
Klemmschraube für die Rektaszension wieder festdrehen und entspannt weiterbeobachten.
Jedesmal, wenn man ein neues Objekt aufsucht, sollte man vorher die Schraube
für die Nachführung zum Anfangspunkt zurückstellen. Dann wird
man selten in die Situation kommen, am Anschlag zu landen.
Dieses kleine Problem betrifft nur das TAL1 ohne Motor! Das TAL1M kommt in der
Rektazension an keinen Anschlag, nur in der Deklination, welche zum Nachführen
jedoch nur minimal benötigt wird.
...mit oder ohne Motor?
Wie die Überschrift schon verrät, besitze ich ein TAL1 ohne M(otor).
Wenn man fotografieren möchte, dann sollte man auf jeden Fall ein Teleskop
mit Motor kaufen. Ansonsten ist es Geschmackssache: Wenn man nur den Himmel
visuell erleben möchte, dann reicht es völlig aus ein Teleskop ohne
Motor zu kaufen. Man muss dann allerdings die scheinbare Bewegung des Himmels
mechanisch per Handrädchen ausgleichen, was jedoch fast von Anfang an ohne
Probleme funktioniert und mit der Zeit zur Routine wird. Falls man jedoch ganz
entspannt genießen will und genug Geld hat, dann sollte man ruhig zum
Motor greifen. Wenn sich das Teleskop dann jedoch nicht in Nähe einer Stromquelle
befindet und man den Motor trotzdem nutzen möchte, braucht man eine mobile
Stromquelle, was mit Zusatzkosten verbunden ist (welche man aber senken kann
- siehe dazu EZB1).
Wichtig: Der Motor lässt sich nicht nachrüsten! Entweder jetzt oder
nie…
Hinweis:
Gelegentlich kommt es zu einer Vibration des Teleskops bedingt durch eine Motorunwucht.
Die Montierung oder der Motorsatz muss dann umgetauscht werden können. Dies
sollte man vor dem Kauf abklären.
Fotografie:
Das TAL1 ist ein für die Fotografie eher schlecht geeignetes Teleskop.
Das heißt nicht, dass das Fotografieren unmöglich ist, aber aufgrund
folgender Hindernisse ist die Fotografie erschwert (zumindest Langzeitbelichtungen):
1) Das genaue Einnorden ist schwierig
2) Es gibt keine Motornachführung in der Deklination.
3) Es gibt keine Möglichkeit automatischer Nachführung, da die Montierung
dafür nicht eingerichtet ist.
Diese Hindernisse gelten nur für Langzeitbelichtungen! Mit einer Webcam
dürfte an Planeten und sämtlichen anderen Objekten, die man kurz belichten
muss, schon einiges herauszuholen sein. Hier
ein paar Beispiele, was mit dem TAL1M machbar ist.
Wer mit dem TAL1M fotografieren möchte, sollte auch mal einen Blick auf
die EZB2
werfen (und auch die EZB3,
welche allerdings nicht für das TAL1M konzipiert wurde)
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Was man so am Himmel sehen
kann?
Das Teleskop ist gut geeignet zur Beobachtung der Planeten. Mit hoher Vergrößerung
lassen sich viele Details rund um die Planeten ausmachen (wenn sie denn sichtbar
sind und in günstigen Stellungen zur Erde). Problemlos beobachtet werden
können Wolkenbänder auf Jupiter sowie der Große Rote Fleck,
die Saturnringe, die Venusphasen und die Polkappen des Mars. Ebenfalls gut eignet
sich das TAL1 zur Mondbeobachtung.
Auch im DeepSky Bereich ist mit dem TAL1 einiges möglich. Alle Messier-Objekte
und viele andere DeepSky Objekte sind zumindest sichtbar, auch wenn mit der
kleinen Öffnung des TAL1 bei den meisten keine Strukturen ausmachbar sind.
Paradeobjekte sind z.B. die Andromeda-Galaxie M31, der Orionnebel M42 und der
Kugelsternhaufen M13. Das mit dem TAL1 eine Menge DeepSky möglich ist beweist
die Homepage von Christian
Schreiner.
Das TAL1 ist also ein passabler Allrounder: Mit ihm ist so ziemlich alles möglich,
aber es gibt auch immer Teleskope, die ihm in den einzelnen Bereichen überlegen
sind.
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Fazit:
Pro:
- ausgezeichnetes Preis/Leistung Verhältnis
- Robustheit
- Qualität, sowohl optisch, mechanisch als auch vom Material her gut
- Stabilität und Schwere der Montierung
- guter Sucher
- exzellentes 25mm Plössl
- Anfängerfreundlichkeit der Bedienung
- hoher Wiederverkaufswert (falls man sich doch noch gegen die Astronomie entscheidet)
Kontra:
- Fotos mittels Langzeitbelichtung schwer möglich
- allgemeine Fotounfreundlichkeit
- Okularauszug ist manchmal etwas ruppig einzustellen
- beim manuellen Nachführen kommt man irgendwann an einen Anschlag
- hohes Gewicht, viel zu schleppen
- wenn man das Teleskop erweitern möchte (z.B. fototauglich machen) ist
bastlerisches Geschick gefragt
Zitat des Testfazits aus
der Sterne und Weltraum Ausgabe 11/97:
„Das Siberia 110 [TAL1] ist ein beeindruckendes Instrument mit kleinen,
verzeihbaren Schwächen. Für den Anfänger ist es maßgeschneidert,
da ihm von Anfang an ein komplettes Fernrohr mit allem Zubehör zur Verfügung
steht.“
Ein TAL1-Teleskop steckt auch hinter folgenden Bezeichnungen: Siberia 110, Galaxy 110/800 und im Ausland beliebt ist Sovietzki.
Technische Daten zum TAL1:
Teleskopart: Newton
Montierung: parallaktisch
Spiegelform: sphärisch
Spiegelmaterial: K8, russ. Glas, vergleichbar mit BK7 von Schott
Durchmesser des Okularauszugs: 1,25 Inch
Öffnung: 110 mm
Brennweite: 805 mm
Öffnungsverhältnis: 1:7,3
Fangspiegeldurchmesser:
27 mm
Auflösungsvermögen (theoretisch, nur unter optimalen Bedingungen erreichbar):
1 Bogensekunde
Grenzgröße bei fst 6 mag (theoretisch, nur unter optimalen Bedingungen
erreichbar): 12,8 mag
Obstruktion: 26,26
%
Effektive Öffnung: 106,14 mm
Gewicht: 16 kg
Vergrößerungen:
25 mm-Okular 32fach
15 mm-Okular 54fach
25 mm-Okular + 3xBarlowlinse 96fach
15 mm-Okular + 3xBarlowlinse 162fach
Sucher: 6x30, Gesichtsfeld 8°
Technische Daten der TAL-Okulare:
25mm Plössl: König I Bauart (also eigentlich gar kein Plössl,
sondern ein König!), mehrschichtvergütet, Gesichtsfeld 56-58°,
Durchmesser Feldblende 24,5-26mm
15mm Kellner: Gesichtsfeld 58°, Durchmesser Feldblende: 15,5mm
Links zu anderen Bewertungen
des TAL1:
http://www.astronomie.de/einsteiger/alternativen.htm
http://www.baader-planetarium.de/suw_artikel/htm/siberia_110/siberia-start.htm
(alte Tal Version, nicht mehr ganz aktuell)
englische „Reviews“:
http://www.excelsis.com/1.0/entry.php?sectionid=12&entryid=160
http://www.cloudynights.com/reviews/Tal-1.htm
Inhalt: Nils Friedrich
grafische Überarbeitung: Daniel Weitendorf
Oktober 2003