Irgenwann einmal war ich es leid, dass ich bei jedem Okularwechsel den Filter ausschrauben und in das andere wieder einschrauben musste. Dadurch ging viel Zeit verloren. Außerdem besitze ich noch zwei Okulare, die kein Filtergewinde haben. Trotzdem wollte ich bei diesen natürlich die Filter auch verwenden können. So entschloß ich mich letztes Jahr im Sommer, ein mechanisches Hilfsmittel zu bauen, womit ich möglichst schnell die Filter wechseln kann.
Zum Zeitpunkt des Baus war ich gerade ausgelernter Feinmechaniker und
leistete meinen Grundwehrdienst. An zwei Freitagnachmittagen nach dem Dienst
hatte ich aber die Möglichkeit durch meinen ehemaligen Arbeitgeber
erhalten, in der Werkstatt eine Fräsmaschine zu benutzen.
Als Überlegungen kamen ja nur Filterrad oder Filterschieber in
Frage.
Aus mehreren mechanischen und fertigungstechnischen Gesichtspunkten
schied ein Filterrad aus; so wurde also ein Filterschieber konstruiert.
Wie man den technischen Zeichnungen (siehe Linkauswahl unten) entnehmen kann, habe ich mich für 4Filterplätze entschieden, wobei eines bei der Beobachtung natürlich freibleibt. Damals dachte ich an die Verwendung von UHC, OIII und Hß-Filter. Zwischenzeitlich kam noch ein Deep-Sky-Filter hinzu. D.h., dass ich bei erneutem Bau eher 5 Plätze verwenden würde. Glück im Unglück: Der Hß-Filter ist für die Beobachtung mit dem 4,5 Newton ungeeignet, da er zu engbandig ist und man eigentlich kaum noch was sieht.
Des weiteren habe ich eine simple Arretiermöglichkeit entwickelt,
damit die jeweiligen Filter immer auch genau in der Mitte des Okularauszuges
stehen und den Strahlengang nicht abblenden.
Zuerst dachte ich an einen Filterschieber, den ich auf den Okularauszug
stecken kann. Dies schied aber aufgrund des zu weit innen liegenden Brennpunktes
aus. So blieb also nur die Möglichkeit, Okularauszug und Filterschieber
zu intergrieren. Berechnungen zeigten, dass die brennpunktfernere Lage
der Filter keinen Einfluss auf den Strahlengang haben.
Dies bedeutete zugleich auch, dass ich am Okularauszug zwei Taschen
hineinfräsen musste, womit ich mich anfangs nicht ganz anfreunden
konnte; denn wenn man nur einen Fehler macht kann der ganze Okularauszug
futsch sein.
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Letztendlich musste ich mich dann doch überwinden und baute den
Auszug komplett auseinander. Damit das dünne Rohr beim Einspannen
in den Schraubstock nicht verdrückt wird habe ich noch eine Aluminiumwelle
gedreht, die in den Auszug gesteckt wurde. Hierbei muss man beachten, dass
die Welle möglichst wenig Spiel hat, weil sonst der Auszug trotzdem
verdrückt werden kann und das Auszugsrohr nicht mehr hineinpasst.
Die Taschen wurden ganz vorsichtig gefräst. Auch die übrigen
Teile konnte ich an diesen beiden Tagen noch fertigstellen, wobei die Drehteile
zuhause auf meiner Drehbank gefertigt wurden.
Die Filtergewinde im Schieber (M28,5 x 0,6) konnte ich nicht hineinfräsen.
Dazu hätte es einer CNC oder Universalfräsmaschine benötigt
(nicht zu verwechseln mit der vorhandenen Universalwerkzeugfräsmaschine).
Daher bat ich einen Kollegen, mir die Ringe auf einer CNC-Maschine zu drehen.
Ersatzweise wäre auch die Fertigung auf einer Leit- und Zugspindeldrehmaschine
möglich gewesen.
Die Ringe haben einen Außendurchmesser von 30,5 und wurden später
in den Schieber hineingeklebt.
Vorher wurde der Schieber jedoch für einen kleinen Beitrag in
die Kaffeetasse matt-schwarz verchromt, damit keine Reflexe im Strahlengang
entstehen. Gleichzeitig hat diese Oberflächenbehandlung noch den Vorteil,
dass sie sich beim Schieben nicht abreibt. Allerdings ist der Materialauftrag
mit ca. 0,1 mm recht groß, weshalb die Gewinderinge auch erst nach
der Behandlung hineingeklebt wurden. Sieht optisch zudem ganz gut aus.
Des weiteren wurden an den beiden Enden des Schiebers noch zwei kleine
Innensechskantschrauben (Inbus) hineingeschraubt, damit der Schieber nicht
versehentlich hinausgleiten kann.
Das Auszugsrohr mitsamt Zahnstange musste ich noch um 9mm kürzen,
damit es nicht gegen ein Filter stößt und dieses eventuell beschädigt.
Dies hat zwar den Nachteil, dass es sich auch um besagte 9mm weniger hinausdrehen
lässt, aber meine Okulare können noch alle einwandfrei fokussieren.
Den Auflieger der Arretiereinheit musste ich später noch ein wenig
anpassen. Daher habe ich auf eine Draufsicht-Zeichnung des Auszuges verzichtet.
Es dürfte allerdings kein Problem sein, den richtigen Platz für
die Gewindebohrung auszurechnen.
Alles in allem gesehen, benötigte ich etwa 8 Stunden Bearbeitungszeit
und ich muss sagen, dass sich jede einzelne Minute gelohnt hat.
Das Beobachten macht gleich nochmal so viel Spaß, ein Filterwechsel
dauert nur noch eine knappe Sekunde und die Okulare ohne Filtergewinde
können auch verwendet werden. Zudem kann ich durch Herausdrehen einer
Schraube des Schiebers diesen mitsamt den Filtern hinausziehen und spare
mir so das Rein- und Rausdrehen der Filter.
Die Bedienung ist denkbar einfach: Man zieht das Griffstück hoch, wodurch der Bolzen freiliegt, dann schiebt man den Schieber in die gewünschte Richtung und lässt das Griffstück wieder los. Durch die Feder wird der Bolzen in die nächste Zentrierung gedrückt und der Schieber ist wieder arretiert.
Im Nachhinein muss ich allerdings gestehen, dass ich verschiedene Sachen
heute anders lösen würde:
Wie schon gesagt würde ich bei erneutem Bau 5 Filterplätze
nehmen. Lieber einer zuviel als zu wenig.
Der Schieber ist doch recht umständlich gebaut. Anstelle der Radien
des Schiebers hätte ich lieber die Radien im Okularauszug planfeilen
sollen.
Die Lösung mit dem Griffstück ist etwas umständlich.
Insbesondere im Winter ist es ziemlich schwer, das Griffstück mit
Handschuhen hochzuziehen. Eine bessere Lösung wäre ein Hebel.
Möglicherweise werde ich dieses noch nachträglich umbauen.
Den Auflieger würde ich aus Gründen der Stabilität mit
zwei Schrauben mit dem Okularauszug verbinden.
Es würde mich freuen, wenn jemand durch diesen kleinen Beitrag dazu animiert würde, auch einen Filterschieber zu bauen. Für Fragen stehe ich natürlich gerne zur Verfügung.
Bauteilskizzen:
- Bauteil 1, Auflieger; Bauteil 2, Halteplatte;
Bauteil 3, Bolzen; Bauteil 4, Griffstück; ca.323kB
- Bauteil 5, Schieber; ca.228 kB
- Bauteil 6, Okularauszug; ca. 73kB
- Zusammengesetzter Filterschieber; ca.135kB
Christian Weis, AAG Heuchelheim
Nordring 78,
35614 Aßlar/Werdorf,
EMail: WeisChr@gmx.de