(c) Rudi Prinz, August 2002; aktualisiert Januar 2003
Wer noch nie ein Teleskop justiert hat, hat sicher etwas Bammel daran rumzuschrauben. Das war bei mir genauso. Eigentlich kann man aber gar nicht viel verkehrt machen, wenn man der Reihe nach Schritt für Schritt vorgeht. Man muß halt etwas Zeit und Ruhe dafür aufbringen. Diese Beschreibung habe ich in Bezug auf mein TAL2M geschrieben, gilt aber im Prinzip für alle Newton's.
Zwei Dinge sollte man sich zuerst vorbereiten, bevor es richtig los geht.:
Erstens eine Mittelmarkierung auf dem Hauptspiegel:
Dazu muß die Spiegelzelle ausgebaut werden. Am besten man markiert
zunächst die Schrauben, Löcher und Position der Zelle, damit
beim Einbau wieder alles auf den selben Platz kommt. Die Schrauben (E)
werden rausgedreht und die Zelle kann man aus dem Tubus rausziehen. Immer
gut aufpassen, daß man nicht mit einem Finger oder sonstwas auf dem
Spiegel kommt. Mit einem Zirkel macht man auf einem sauberen Blatt Papier
einen Kreis mit den Durchmesser des Hauptspiegels (149 mm beim TAL2) und
schneidet ihn aus, das Loch in der Mitte wird mit der Zirkelspitze noch
etwas aufgeweitet und legt diese Schablone dann ganz vorsichtig zentriert
auf den Spiegel. Ohne zu Zittern ;-) wird mit einem wasserfesten Schreiber
diese Stelle auf dem Spiegel mit einem Punkt markiert. Dieser ist meist
beim Justieren schlecht zu erkennen, deshalb legst Du einen normalen Lochverstärkerring
mittig um diesen Punkt, mit einer Pinzette geht's am besten. Keine Sorge,
diese Stelle wird vom Fangspiegel sowieso abgedeckt und hat somit keinen
Einfluß auf die Bildqualität. Die Mittenmarkierung bleibt für
alle Zeit drauf.
Zweitens ein 'Justierokular':
Beim Justieren wird immer in den Okularauszug geschaut, was sich da
so tut. Dabei muß sich das Auge genau in der Mitte befinden, dazu
braucht man ein einfaches Hilfsmittel. Such' Dir eine leere Filmdose, die
möglichst genau in den Okularauszug paßt, ist sie etwas kleiner,
kann man mit ein oder zwei Umdrehungen Tesafilm-Streifen nachhelfen. In
den Deckel der Dose wird in der Mitte ein Loch von etwa 2-3mm gebohrt,
durch dieses muß man dann später beim Justieren durchsehen.
Damit das auch geht, schneidet man den Boden weg.
Jetzt geht's richtig los. Richte den Tubus bei der ganzen Justiererei auf eine richtig helle Stelle, am besten aufs Fenster nach draußen in den (wahrscheinlich bewölkten) Himmel, so kann man die ganzen Teile und Spiegelungen im Okularauszug am besten erkennen. Dann wird das 'Justierokular' in den Okularauszug gesteckt und sieht sich die Sache mal an. Ich hab' das mal mit der DigiTALkamera fotografiert, wenn das so aussieht wie hier, wäre alles in Ordnung:
1> Innenseite vom Okularauszug (hab' ich mit Velourfolie ausgekleidet,
sieht deshalb am Rand etwas ausgefranst aus)
2> Innenseite vom Tubus
3> Fangspiegel (FS)
4> Hauptspiegel (HS)
5> Schatten vom Fangspiegel
6> Reflexion vom Fangspiegel (hier sieht man sein eigenes Auge)
7> Lochverstärker auf dem Hauptspiegel
8> Mittelpunktmarkierung auf dem Hauptspiegel (meist nur sehr schwach
zu erkennen)
9> Streben der Fangspiegelhalterung
1. Schritt, Fangspiegel positionieren:
Als erstes wird überprüft, ob die FS-Halterung genau in der
Mitte vom Tubus ist. Das macht man entweder mit einer kreisrunden Schablone
aus Pappe, die gerade so groß ist wie der Tubus innen, in der Mitte
ein Loch, so groß wie die FS-Halterung, dann kann man es schön
mittig einstellen. Ich hab's nicht ganz so professionell gemacht und einen
Zahnstocher verwendet, der gerade genau so lang war wie der Abstand Tubusinnenwand
- FS-Halterung, geht genauso. Rundrum gemessen und die Halterung wird mittig
eingemessen und eingestellt mit den vier Schrauben außen am Tubus
(A+B), die die Streben halten. Dabei wird eine etwas gelöst, die gegenüberliegende
dafür etwas nachgezogen, aber nicht allzu fest.
Fangspiegel-Versatz (Offset):
Wer ein Newton-Teleskop mit einem größeren Öffnungsverhältnis hat als 1:5 (z.B. das TAL2M mit 1:8), braucht diesen Absatz nicht lesen und kann gleich zum nächsten gehen, Glück gehabt!
Wird der evtl. nötige Versatz nicht berücksichtigt, führt es zu einer Abdunkelung am Rand des Gesichtsfeldes, weil sonst ein kleiner Teil des vom Hauptspiegel kommende Licht den FS nicht trifft und verlorengeht. Schärfe und Kontrast werden nicht beeinträchtigt, die ganze Sache sollte also nicht überbewertet werden. Bei lichtstarken "schnellen" Teleskopen ab f 5 sollte der Fangspiegel nicht genau mittig plaziert werden, wie vorher gerade beschrieben, sondern ein wenig vom Okularauszug weg, was mit den Schrauben 'A' eingestellt wird. Bei vielen Typen ist der Fanspiegel auf der Halterung bereits so plaziert, daß dieser Versatz automatisch berücksichtigt ist, wenn die Halterung mittig eingestellt wird. Also aufpassen, nicht daß gleich doppelt versetzt wird ;-) Entweder beim Händler nachfragen, ob dem so ist, oder nicht an der Halterung messen, sondern direkt am Rand des Fangspiegels. Wie groß der Versatz sein muß, kann man so berechnen:Versatz (mm) = Durchmesser des FS (kleine Achse in mm) / Öffnungsverhältnis / 4
z.B. Teleskop mit FS-Durchmesser 40mm und f 5; ergibt Offset von 2 mm.Nochwas: Der FS muß um den selben Betrag zusätzlich noch zum HS versetzt werden, aber ganz ruhig bleiben, wer mit der Filmdose arbeitet, wie im folgenden beschrieben, braucht sich darum nicht zu kümmern, weil's dann automatisch berücksichtigt wird.
Ab jetzt wird mit der Filmdose in den Okularauszug geblickt. Der
Fangspiegel wird nun mittig zum Okularauszug eingestellt, soll heißen,
der Abstand (im Bild zeigt die Nummer 2 auf diese Stelle) muß ringsum
überall gleich sein. Sollte der FS etwas zu weit oben, oder unten
sein, muß man nochmal an den außenliegenden Schrauben drehen
(B), die die Streben für die FS-Halterung halten.
Nehmen wir mal an, der FS ist jetzt zu weit links, dann geht man wie
folgt vor (ist er zu weit rechts, muß man halt genau andersrum drehen):
Nimm Dir mal die drei kleinen Schräubchen an der Fangspiegelhalterung
(C) vor und drehe sie reihum immer mal eine halbe Umdrehung heraus, also
links rum (sollten Sie sehr schwergängig sein, löse die mittlere
große Schraube (D) zuerst ein kleins bisserl). Wenn Du merkst, daß
sie auf einmal keinen Kontakt mehr mit der Fangspiegelaufnahme haben, dreh'
sie wieder etwas zurück, dann muß die mittlere größere
Schraube (D) etwas angezogen, also rechts rum gedreht werden. Schau dabei
von vorn in den Tubus und achte, was der Block, wo der Fangspiegel aufgeklebt
ist, macht, er darf sich nicht irgendwie mitdrehen. Dann wird wieder an
den kleinen Schräubchen (C) entgegengesetzt gedreht. Solange, bis,
durch's Justierokular geschaut, der FS dann in der Waagrechten mittig ist.
Die drei Justierschrauben müssen dann wieder etwas auf den FS drücken,
was man mit der mittleren Schraube gefühlvoll einstellt. Diese ist
übrigens federnd gelagert, da kann nicht viel passieren.
Durchatmen... :-)
2. Schritt, Fangspiegel auf Hauptspiegel ausrichten:
Der Hauptspiegel wird wieder eingebaut. Ab jetzt bloß aufpassen,
daß Dir nicht der Schraubendreher aus der Hand fällt und auf
den HS knallt. Jetzt wird wieder an den drei kleinen Schräubchen (C)
an der FS-Halterung so lange gedreht, bis sich der HS genau in der Mitte
vom FS spiegelt. Der Abstand zum Rand vom FS (im Bild zeigt die Nummer
3 auf diese Stelle) sollte rundherum gleich sein. Dummerweise kann es jetzt
passiert sein, daß durch diese Einstellungen der FS selber nicht
mehr ganz in der Mitte vom Okularauszug ist. Man muß evtl. leicht
nachkorrigieren wie beim 1. Schritt beschrieben und dann nochmal auf den
HS einstellen.
Anmerkung für Nicht-TAL2Mler:
Beim TAL2M ist der FS verhältnismäßig groß. Schaut
man in den Okularauszug ist der HS scheinbar deutlich kleiner als der FS.
Dadurch bleibt ein Abstand (Nr.3 auf dem Bild), damit tut man sich leicht
beim Zentrieren. Bei manch' anderen Newton's ist der HS scheinbar größer
als der FS, hier wird's schwieriger die Mitte zu finden. Man kann sich
aber helfen, wenn man folgendes macht (Tipp von Michael Hahn):
Man schneide sich eine Papp- oder Kartonblende, die denselben Durchmesser
wie der Tubus hat. Zentral in dieser Scheibe wird ein Loch von 20 mm Durchmesser
geschnitten - das geht mit Zirkel und Teppichmesser ganz gut. Diese Blende
wird nun mit Tesa ans untere Ende des Tubus fixiert (der HS ist dabei noch
nicht eingebaut, logisch). Dann luschert man durch den OAZ - meinetwegen
mit provisorischer Filmdosen-Peilvorrichtung - und stellt den FS mittig
auf dieses kleine Zentralloch der Blende.
3. Schritt, Stunden später ;-), Hauptspiegel justieren:
Jetzt kommt's: die Mittenmarkierung auf dem HS kommt ins Spiel. Bei
dieser Arbeit ist es günstig, wenn eine zweite Person mithilft, muß
aber nicht unbedingt sein. Die mittlere Schraube (F) an der HS-Halterung
wird etwas gelöst und an zwei (!) Justier-Schrauben (G) von den dreien
wird solange vorsichtig gedreht, bis die Mittenmarkierung genau in der
Mitte vom FS erscheint, dann sollten auch die vier Streben der Fangspiegelhalterung
überall gleich lang erscheinen (wenn diese sehr schwergängig
sind, muß man die Kontermuttern etwas lösen). Die mittlere Schraube
(F) wird dann wieder sanft angezogen und die Lage im Okularauszug nochmals
kontrolliert.
Daß man von den drei Justierschrauben (G) immer nur zwei verwenden
sollte, hat einen Grund: Wenn man alle drei verwendet, kann es passieren,
daß der Spiegel zusätzlich in der Höhe verändert wird.
Bei einmaligem Justieren macht das zwar noch nichts, kann sich aber mit
der Zeit summieren. Deshalb sollte man eine Schraube markieren (welche
ist egal), die möglichst nie verwendet wird.
4. Schritt, Überprüfung am Stern:
Eine mittelheller Stern wird bei hoher Vergrößerung in der
Mitte des Gesichtsfeldes (wichtig!) stark unscharf gestellt. Der Stern
sollte dann eine kreisrunde Scheibe darstellen, genau in der Mitte dieser
Scheibe sollte ein Schatten sein, der vom Fangspiegel verursacht wird.
Ich wünsch' Dir, daß das der Fall ist, wenn nicht, muß
Du am Hauptspiegel noch etwas drehen.