Bresser FH 102/1350mm - Projekt: neue Fassung

Nachdem der Test mit der Vixenfassung ja nun flach fiel, aber das Objektiv nach richtigem Einschrauben des Fixierringes nun brauchbar wurde, wurde der Entschluss gefasst: weitermachen! Über den Astro-Treff habe ich dann Connection zum Marc aufgenommen. Er ist Metallbauer und hatte freundlicherweise seine Unterstützung angeboten. Ich schrieb ihn an und er - der sich dann als sehr netter und hilfsbereiter Mensch herausstellte - war sofort angetan von der Idee der neuen Fassung. Glücklicherweise wohnt er auch nur eine gute Autostunde von Stuttgart entfernt, so daß wir uns dann im Juli zu einem Treffen bei ihm in seiner Firma trafen. Ich hatte den Bresser gleich dabei, um zeigen zu können, worum es ging. Die Fassung aus Plastik sorgte auch bei ihm für fragend schauende Erheiterung und er konnte mir - dem werkzeugtechnisch Unkundigen - auch gleich noch ein paar Erläuterungen zur Plastikfassung "made in China" geben. Lustig.
Der lange Rede kurzen Sinn: ich liess ihm den Bresser da, damit er sich in Ruhe Gedanken zu einer Fassung und deren Umsetzung machen konnte. "Kein Stress" war und ist unser Motto.

Einige Wochen gingen ins Land, dann hatte ich eine Mail von ihm in meinem Postfach: "Fassung fertig!" Na, da wurde dann jemand in Stuttgart aber richtig neugierig - sprich: ich. Und hier mal erste Bilder vom Ergebnis, der Montage und auch der ursprünglichen Plastik-Fassung:

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Natürlich sollte die Fassung noch eloxiert werden; dies dauerte dann auch noch eine gute Woche ... bis in meinen Urlaub. Aber so sah es ja auch schon mal vielversprechend aus. Wenngleich natürlich: erst das Auge am Okular wird die endgültige Aussage treffen können. Während meines Urlaubes kam dann auch die "Eloxa-Vollzugsmeldung" via Mail bei mir an. Marc und ich haben dann alsbald nach meiner Rückkunft eine Verabredung ausgemacht; letzten Sonnabend ich also wieder zu ihm. Und ich war einfach begeistert von dem, was er da gefertigt hatte.

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Endlich konnte ich den Bresser samt neuer Fassung mal kurz rausstellen. Zwischen den Wolken gab es für ca eine halbe Stunde auch immer mal größere offene Stellen. Programm hätte natürlich sein sollen: Planeten und DS. Was man eben so aus der Stadt machen kann. Okulare waren keineswegs Spitzenteile, sondern einfache Standards: Planetary 25mm; Vixen "Ortho" 12.5mm, uraltes Celestron Ortho (da glaube ichs) 6mm und das 5er Ultima - ebenfalls auf Celestron "gebrandet".

Erster Eindruck: der Bresser - mit der neuen Fassung - "liefert" !!

Ich hatte drei DS: Angefangen natürlich mit ...
  • e Lyrae: den trennte der 102er schon bei 54 fach (25er Planetary) sauber erkennbar in die beiden Doppelpäärchen auf. Bei 108 fach (12.5er Vixen Ortho/Plössl oder sonstwas ;-) ) waren dann - absolut tiptop - die beiden Sternpäärchen wie hingetackert (in den Momenten ruhigen Seeings) erkennbar. Rein von der Abbildungsqualität hätte das auch ein Teleskop deutlich teurer Fertigung sein können. Klasse! Dann ein vierzig Jahre altes Celestron 6mm Ortho (225): Sternabbildung nachwievor Klasse, aber nun konnte man schon einen gewissen Farbfehler an den Sternscheibchen sehen. Schliesslich das 5er Celestron Ultima (270): Nachwievor klasse definierte Sternabbildung mit dem kleinen Farbfehler.
  • pi(52) Aql: Dieser DS mit seinen 1"42 Distanz dient als Teststern für 80/90mm Öffnung. Im 102er Bresser wurde er geradezu lässigst im 12.5er bei 108fach getrennt. Schon hier sah man die beiden Sternpunkte direkt nebeneinander mit einer dunklen Zone. Das hätte ich der chinesischen Billigoptik nicht zugetraut. Da bin ich sehr angetan. Richtig schön wurde der DS dann im 6er bzw. 5er Okular als Paar erkennbar: Abbildungsqualität fast (jetzt nehme ich mal das gestresste Word ;-) ) "lehrbuchmäßig". Dann wollte ich an den DS
  • 16 Vul (0"9) ran ... eigentlich ein Grenzdoppelter für 125mm Öffnung. Mit 102mm ... Nun, da wurde auch nicht lange gefackelt; gleich "Vollgas" sprich 270fach vergrößert: Und der DS war - trotz Seeing - deutlich länglich sichtbar. Leider konnte diese Beobachtung nur recht kurz gehen, da dann die unvermeidlichen Wolken an dieser Stelle des Himmels "dicht" machten. Den werde ich bei besseren Bedingungen nochmals ins Visier nehmen: denn sollte es nicht möglich sein, diesen DS als "seitliche 8" zu sehen? Dafür - wie gesagt: zu wenig Zeit und Seeing. Aber klar länglich war er auch schon in dieser Beobachtung sichtbar. Schliesslich
  • Mars, der tiefstehend über den Himmel schlurft: natürlich war hier das Seeing einmal mehr der Nervfaktor: Aber in ruhigen Momenten waren bei 108fach aufwärts auf dem immer noch recht großen 3/4 Marsscheibchen die Polarkappe und (seeing) zeitweise einige Dunkelzonen zu sehen (Syrte?). Aber auch da killten die Wolken dann weitere Beobachtungen.

    Erstes Fazit: Volltreffer! Wie es aussieht, lohnt der Aufwand. Meine Einschätzung, dass ein 102 f/13er Refraktor auch dieser Fertigung richtig "was kann", scheint sich zu bestätigen. Zu sagen ist, dass der Bresser einen etwas höheren Farbfehler als der in den Maßen vergleichbare Vixen 102/1300er hat ... vielleicht eine Auswirkung anderer Gläser oder die Stellung der Linsen in "Drehrichtung - vertikal" zueinander? Das mögen dann Optikkenner besser sagen können. Aber von der reinen Abbildung und Schärfe: in der Ausstattung bekommt man mit dem Bresser einen bis ca. 200/250fach richtig gut nutzbaren Refraktor für einen moderaten Preis. Hierbei ist dann der finanzielle Aufwand für die Fassung zu erwähnen: Dieser beträgt ca. 150€ - Alu ist teuer. Und die Fassung wurde ja noch schwarz eloxiert.

    Man würde so gesehen - 259€ + 150€ - für 409€ einen richtig guten 102/1350er FH Refraktor erhalten, der ähnlich ausgelegten Fabrikaten anderer Hersteller (die aber einiges mehr kosten!) am "Markt" das Leben nicht erleichtern dürften ;-) .
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    Ich hatte den Bresser gestern abend mal wieder kurz auf dem Balkon - für die tiefstehenden Jupiters und Saturns hat es dann gereicht. An Okularen habe ich die 0"96er von Vixen, Zeiss und ein Unitron genutzt. Und der Bresser gefällt mir immer besser: Am Jupiter sah mal natürlich die Hauptatmosphärenbänder .. die aber mit den unregelmäßigen Rändern. Auch in den Zonen dazwischen waren - so die Luft mal ruhig war - unterschiedliche Färbungen erkennbar. Dann konnte man den gerade seitlich ins Bild reinkommenden GRF sehen. Klasse. Saturn zeigte Cassini umlaufend - schon ab 76fach und unterschiedliche Farbtöne auf der Planetenkugel. Und der innerste Ring ("Flor" ) war auch sichtbar. Dann habe ich noch kurz den DS pi Aql (1"4) drin gehabt: schon bei 78fach war der als klar länglich sichtbar, bei 108fach dann sauber getrennt. Dann wieder Wolken. Nun stelle man sich vor, die Planeten wären nicht im Tal der Tränen, sprich im Süden der Ekliptik, sonder stünden da, wo sie egeintlich hingehören: hoch im Norden ;-). Und wenn dann das Seeing stimmen würde ...
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    Zudem gab es noch eine andere, durchaus wichtige Erkenntnis: nämlich die der Mindestmontierung für den langen Refraktor: Eine "New Polaris" (NP)- Montierung reicht für den Bresser absolut aus! Hätte ich auch nicht gedacht. Aaaaber ... diese Montierung sollte schon auf einer Metallsäule angebracht sein. Ein übliches Dreibeinstativ á lá "Vixen" etc. reicht dann nicht. Ich hatte das Teleskop auf der Säule meiner Tochter montiert - mit eben der NP-Montierung: und konnte bis 270fach hoch gut fokussieren. Dies funktionierte deutlich stabiler als die Montage vom Vorabend: SP-Montierung auf "Vixen"-Holzstativ.

    Wie man auf dem letzten Bild sieht, bleibt aber auch am Refraktor noch weiteres zu tun: denn die Reflexe innerhalb des Tubus müssen selbstredend auch beseitigt werden. Heisst: wieder einmal "DC-Fix".

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