Bresser FH 102/1350mm - Projekt: neue Fassung

In Anlehnung an wambos schönen Bericht auf dem Astrotreff; - siehe hier ... nun mal meine ersten Eindrücke ... Jetzt habe ich den Bresser AR 102/1350 erstmals ausgepackt ... Zunächst war das Gerät recht sicher eingepackt. Gut. Schon ziemlich langes Teil ... Zunächst den Zubehörkarton ausgepackt ... hier war ein Plastik-Zenitspiegel, ein Okular mit 26er Brennweite, der 6x30er Sucher (eine Orgie in Plastik, hier waren nur die zwei Linsenfixiereinschraubringe aus Metall und die Linsen aus Glas; ansonsten - "Plaste und Elaste aus dem (chinesischen) Schkopau" - die älteren hier werden diese Redewendung noch kennen ;-) ).
Die Befestigungen des Suchers - sowohl am Sucherrohr - aus Plastik - wie auch am Teleskop selbst sind denn wohl einem 3-D-Drucker entsprungen; das sieht zumindest sehr danach aus. Geradezu bizarr: man kann den Sucher schön wackeln lassen: zieht man seitlich etwas an ihm und lässt ihn dann los, prrrrr ... schwingt der aus. Fast schon lustig ;-) .
Auch die Taukappe des Teleskopes - Plastik, wobei dies hier nicht so stört.

Der Fairness halber muss aber gesagt werden: es handelt sich bei diesem 4-Zöller um ein immerhin komplettes Gerät (OTA und Zubehö) für 259€.


Kommen wir zum Teleskop selbst: der Tubus ist aus ... aaaah ... ;-) Alu. Einfach und recht solide. Gut. Bei der Fassung begegnen wir dann wieder dem altbekannten Plastik, aber genau dies Plastik ist ja auch der Grund, warum das Teil überhaupt hier steht ... sozusagen der "Projektgegenstand".

Einen recht wertigen Eindruck hinterlässt der Okularauszug; in 2" gefertigt - mit einem Adapter für 1 1/4". Da eine Drehknöpfchen war zwar etwas locker, aber mit einem Imbussschlüssel ist das zu beheben. Der OAZ läuft recht gut, hat aber einen relativ kurzen "Weg". Schön sind die Schellen mit Montageschiene unten und einer Art Griff oben.
Wo man - neben den ganzen Plastikteilen - wirklich unnötig geizig war - die "Innenausstattung" des Tubus. Der ist zwar mattschwarz gestrichen, zeigte beim Durchschauen am Tag aber lebhafte Reflexe ... Das dürfte zumindest bei Mond und auch helleren Planeten lästig sein können ... mal sehen. Hier stumpfe Farbe oder sowas wie D-C-Fix Verlours (sollte in China ja nicht teuer herzustellen sein) .. wäre ein beträchtlicher Gewinn.
Aber primär mal: die Fassung.

Geparkt habe ich den ca. 4.2 Kilo schweren Tubus auf einer alten SP-Montierung; angenehm hier: die Schellenkonstruktion passt genau in die Schraubaufnahmen der SP-Montierung. Gut! So ganz viel weniger als die SP/GP-Montierung sollte es dann aber auch nicht sein, vielleicht geht noch so gerade eben die NP - das dann aber auf einem sehr stabilen Stativ. Minimontierungen á lá "EQ-3" und so ... nee, das ist Dödelkram. Da gehen 60/910er Teleskope gut drauf, dann ist aber auch aus der seriösen Perspektive ... Ende Gelände.
Gerät wartet nun auf dem Balkon .. Wetter .. klärt auf aber starker Wind. Das macht einen ersten Test nicht gerade einfacher ... Leider hat es dann mal wieder in selbstredend üblicher "Qualität" seines Amtes gewaltet: inform von Wolken. So blieb mir nur ein kurzer Blick auf die Venus ... aber der hatte schnell eine erste Ansage gemacht (V= ca. 80fach): Bild unscharf. Das war auch nicht der immer noch etwas unruhigen Luft zuzuschreiben: Das Bild der noch fast runden Venus hatte einen "rundlichen Schwanz" nach ca 11 Uhr. Habe ich dann etwas defokussiert, sah man einen Kreis an dessen 5-Uhr-Position dann die Venus selbst zu erkennen war. Natürlich war das nur ein schneller Blick. Aber der hatte schon eine gewisse Aussagekraft.

Scheint so, das es wirklich Anlass zu diesem Projekt gibt ... ;-)

Erste Verbesserungsvorschläge sind: Wenn es denn schon Plastik sein muss ... zumindest für die Suchermontage dann richtig h a r t e s Plastik nehmen und nicht dieses *prrrrr*-Weichzeugs. Den Tubus innen wirklich abdunkeln ... eine zusätzliche Blende und dann so etwas wie schwarze D-C-Fix-Veloursfolie (könnte man auch dem Sucher spendieren, der reflektiert innen auch) da rein, das würde schon nennenswerten Erfolg bei der Streulichtreduktion bringen. Beides kann nun wirklich nicht teuer sein, liebe chinesische Produzenten ... da machen wir für Euch schon umsonst die Beta-Tester und bringen Euch kostenlos praxisnahe Tips ... also hört mal hin ;-). Und wenn man dann noch - sollte es die Fassung sein - hier eine stabile Lösung hinbekommt, kann dieser 102er ein richtig guter langer FH sein, der viel Spass machen kann.

Und ich bin mir bauchgefühlsmässig irgendwie sicher ... der Bresser AR-102L kann was ...       ... to be continued.
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Gestern habe ich dann mal die Zeit gehabt, mich dem Bresser und dem Objektivumbau in den Vixentubus zuzuwenden. Also, esteinmal die Metall-Fassung des Vixen ausgebaut, das geht ja nun einfach - abschrauben. Auch den inneren "Schraubring", der die Linsen fixierte, habe ich trotz des hohen Alters gut lösen können.
Anders der Bresser: Hier war erstmal die richtig fest sitzende Plastiktaukappe von der Plastikfassung wegzubekommen. Nicht einfach, klappte dann aber. Darunter verbarg sich dann die eigentliche Fassung. Diese war wiederum mit vier kleinen Schräubchen fixiert. Also gedacht: diese schnell raus und man kann die Fassung schnell runternehmen. Weit gefehlt, die sitzt bombenfest. Also, das Objektiv so irgendwie rausbekommen ... Grosser Schraubring aus recht weichem Plastik, der aber auch so ganz einfach nicht wegzubekommen war. Zudem erste Entdeckung: der saß schräg darin: oberes Ende waren vier Gewinde"reihen" zu erkennen, am unteren nur deren drei. Vielleicht hatte ich hier schon die Entdeckung für das starke Koma? Hmmmh, einfach so abschrauben ging nicht, denn der Ring war nun noch zusätzlich an einigen Stellen festgeklebt. Witzigerweise konnte man den Ring aber - durch seichtes Zusammendrücken einfach so herausziehen - zumindest an der nicht geklebten Seite. An der geklebten Seite kam dann zäh der gelbe Klebstoff - den Ring aber haltend - zum Vorschein. Den konnte ich dann vorsichtig auftrennen und so dann den Ring locker bekommen. Nun kippte ich das Ganze auf den "Kopf"; also Tubus nach oben und drehte unter diesem den Ring weg. Das klappte dann auch gut und das Objektiv lag frei. Zwei Linsen getrennt durch einen mindestens 6mm breiten metallenen Ring. Na wenigstens hier - Metall!
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Derweil aus der Vixen-Fassung das dortige 102mm Objektiv ausgebaut; aber nicht ohne vorher die genaue Lage der Linsen zueinander per Bleistiftstriche an den Linsenseiten zu "fixieren". Nun das 102er Bresser-Objektiv vorsichtig versuchen, in die Vixen-Fassung einzusetzen ...und da kam die große --- ich sag es mal - Scheisse - das Objektiv hat einen Durchmesser von ca. 103-104mm und passte NICHT in die Vixen-Fassung! Die Basis des Tests damit - dahin. So ein Mist! Da war auch nichts zu machen. Hmmh, was machen mit dem Projekt? Dieser Test sollte ja eigentlich die Basis für ein Projektende oder die Projektfortsetzung sein.
Also, erstmal ohne ein direktes Testergebnis beide Teleskope wieder original zusammengesetzt und betriebsbereit gemacht. Beim Vixen war das ja nicht schwer, dank der guten Mechanik. Schwerer dann schon der Bresser - nun musste das Objektiv ja wieder entsprechend mit Tubus "Kopfüber" eingesetzt werden, was dann aber auch gut klappte. Und hierbei konnte ich dann auch den Fixierring per Schraubdrücken richtig einsetzen - vier "Gewindereihen" oben und unten jeweils. Aber durch das nur partiell vorhandene Plastikinnengewinde ohne den Kleber saß das Ring nun so locker, daß ich ihn noch mit vier Streifen durchsichtigem Paketklebeband fixiert habe. Nun sicher.
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Später baute ich den Bresser dann draussen auf, um mir nochmals das Koma bei V=80fach anzusehen ... da begann ich etwas zu staunen: Lichtreflexe an mehreren 100m entfernten Birnen waren - ohne das Koma. Soweit bei nicht schwachem Seeing sichtbar, recht rund. Sollte ich da - quasi aus Versehen - das Koma wegbekommen haben? Das wäre ja ein Ding. Ich konnte das am Stern leider noch nicht verifizieren - war ja klar - das Wetter :-/ Da bin ich nun mal neugierig ... ich habe schon das Gefühl, dass das Objektiv grundsätzlich etwas etwas kann.

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Vergleich zweier Vierzöller; Bresser AL 102/1350mm (2018) und Vixen Pulsar-M 102/1300mm (ca. 1981)

Heute ... Junior gegen Senior. China vs. Japan oder modern vs. klassisch.

Erstmal die Grunddaten:

Bresser mit modernem OAZ und dem 6x 30er "prrrr"-Sucher bei ca 4.3kg Tubusgewicht und ca 140 cm Länge (incl. Taukappe und OAZ) Vixen mit dem klassisch üblichen Vixen-Zahnstangenauszug und einem ( nicht serienmässigen; da gehört eigentlich auch ein 6x30er Sucher hin, den habe ich aber nicht) !) 7x50er Vixen Sucher; ca 5.3 kg Tubus und ca.133 cm Länge (incl. Taukappe und OAZ).

Es gab nur zwei Objekte, die an diesem Abend dem schnmoddrigen Stuttgarter Abendhimmel zu "entlocken" waren: Mond und der Dreifachstern z Cnc. Eingangs ist zu sagen, dass der Bresser tatsächlich in der Lage ist, eine recht saubere Sternabbildung zu bringen. Das anfänglich mal aufgetreten seiende Koma habe ich tatsächlich wegbekommen können, so dass die Sterne in der Abbildung nun von doch ziemlich rund geschlossenenen Beugungsringen umgeben sind. Vergrösserungen bis über 200fach sind nun möglich.

Bresser:

Mond: Anfänglich bei ca 80 fach (17er Okular) eingestiegen; schönes scharfes, etwas "warmes" Bild. Krater, Terminator, auch die dunkle Seite des Mondes (obwohl fast Halbmond und in Dämmerung) gut erkennbar. V=150fach (9er Nagler): auch jetzt ein nachwievor scharfes Bild, aber erste leichte Farbfehlererscheinungen machen sich bemerkbar. Einzelne aus den Schattenbereichen herausragende Berggipfel war schön punktförmig zu erkennen, aber mit etwas falscher Farbe. Seeing beginnt nun deutlich zu stören. V=225fach (altes 6er Celestron-Ortho): Langsam beginnt das Bild weicher zu werden, kann aber auch dem Seeing geschuldet sein, welches nun sehr deutlich zutage trat. Farbfehler nun deutlich erkennbar. V=270 fach: Die im 6er beobachtenbaren Ergebnisse verstärken sich weiter: Kraterränder nun "weicher" und - durch den recht auffälligen Farbfehler ging der Kontrast auch zurück. Aus dem Schattenbereich herausragende Bergspitzen waren weiterhin erkennbar, allerdings etwas "verwischt"; es zeigten sich deutliche Farbfehlererscheinungen, die diesen "Verwischungseffekt" verursacht haben.

zCnC: dem 1"1er DS (Komponente A) gleich mit 225fach auf die Pelle gerückt: soweit es das Seeing zuliess, waren beide Sternchen hier und da mal kurz und zittrig nebeneinander erkennbar; eingerahmt von deutlichen Farbfehlererscheinungen. V=270fach. Der genannte Effekt verstärkte sich soweit, das diese V aus zu hoch zu betrachten ist.

Vixen:

Anfänglich im 17er (hier ca. 76fach) scharfes und "kälteres" // neutraleres Bild als im Bresser. Farbfehler waren keine auszumachen. V=146 fach ... auch hier die Schärfe (bis natürlich auch auf die hier einsetzenden Seeingstörungen) und Neutralität wie bei 76fach. Bergspitzen ohne sonderliche Fehlfarben kontrastreich erkennbar. V= 217fach (6er Ortho): langsam einsetzende "Wärmung" des Bildes; leichter Gelbanflug. Seeing störte natürlich zunehmend. V=260fach (5er): Bild immer noch ansprechend scharf und kontrastreich, wenngleich nun natürlich auch der Fabrfehler mehr in Erscheinung trat. Bergspitzen - soweit es das Seeing zuliess - immer noch recht scharf und kontrastreich und nicht "verwischt". zCnC: V=217fach: locker getrennt mit kl. Zwischenraum in den wenigen ruhigen Momenten. Saubere Abbildung. V=260fach: auch hier - sobald die Luft mal ruhig war - gut zu trennen; häufig zwei sich direkt berührende Sternscheibchen.



Der Bresser bringt bis ca 150/200fach durchaus Beobachtungsspass. Eine recht scharfe und kontrastreiche Abbildung, die Spass macht, wenngleich dann ein für einen f 13.2er FH doch recht hoher Farbfehler zutage tritt. Ich würde diesen Farbfehler - über den Daumen "gepeilt" eher so einem f8-f10er FH "zutrauen". Schön ist der gut laufende (wenn auch mit kurzem Weg ausgestattete OAZ) und fast schon lustig: der "prrrrrr" Sucher ... der allerdings dringend eine Innen-ent-glänzung bedarf (steht z.B. der Mond etwas seitlich, sieht man durch Reflexionen des Mondlichtes im Sucher so gut wie nichts mehr ... ich werd da mal D-C-Fix einbringen und dann testen)). "Prrr" -- hier wäre - wenn schon Plastik - knallhartes Plastik und nicht dieses weiche Zeug angezeigt, welches dieses Gewabbel möglich macht. Eigentlich Kleinigkeiten, bei denen ich mich frage: warum wurde hier so gespart?
Allerdings muss man eben fair bleiben ... wir sprechen hier von einem ca 260€-Gerät. Für das Geld bekomme ich - hätten alle Auslieferungen des Bresser 102erAL die nun (nach Anpassungen vorhandene) Abbildungsqualität d i e s e s   Gerätes, ein anständiges Teleskop mit gewissem Potential nach oben: Sucher; der OAZ vielleicht etwas längerem Fokusweg und natürlich die Fassung. Letztere macht es ja wohl zu einem gewissen Roulette; ich scheine wohl mit diesem Refraktor bei mir Glück gehabt zu haben ...

Zum Vixen kann man kurz sagen: auch nach knapp 40 Jahren ruft der Refraktor das ab, was ein 102er FH bringen kann und soll. Einen im Rahmen gehaltenen recht niedrigen Farbfehler (f/13!) gepaart mit dieser hohen Schärfe und dem hohen Kontrast. Und mechanisch - alles im "grünen Bereich", kein Luxus, aber durch und durch gut und solide nutzbare Mechanik.


Kurzes Fazit: Opa hat die Nase vorn. Optisch wie mechanisch, wenngleich beim OAZ der Junior die Punkte macht.


Zu diesen kleinen "Side-by-side" verbleibt natürlich zu sagen: dies ist ein absolut subjektives Ergebnis, erstellt unter sehr mässigen Stadtbedingungen. Natürlich ist eine Beobachtung unter einem 6m8er Landhimmel bei Nullseeing eine andere "Grössenklasse". Aber Tendenzen konnte m.M. nach auch diese Beobachtung schon bringen.

Und ich sehe es durchaus als sinnig an, das Projekt einer verbesserten Fassung fortzuführen. Darin hat mich diese Beobachtung bestärkt. Sollte hier ohne grosse bauliche Veränderung (am Objektiv selbst!) eine zusätzliche Reduktion des Farbfehlers auf ca. das Vixen-Pulsar-Niveau im Bereich des Möglichen sein, kann man für 260€ +x (Fassungskosten) vielleicht sogar ein richtiges Neu-Zeitschätzchen zusammenbekommen.

Dazu nun meine Frage an die Theorie-Experten: Wie ich vermutet habe; die Optik kann in ihrem Rahmen schon etwas. Und wie gesagt, bis 150/200fach kann die Spass machen. Danach greift der Farbfehler doch recht stark. Meine Frage: woher kann dieser Farbfehler kommen? F/13.4 sollte da eigentlich entspannter sein (gerade auch wo ein knapp 40 Jahre alte f/13-Optik im direkten side-by-side-Vergleich deutlich besser abschneidet?). Gibt es Möglichkeiten, diesen - ohne Filter! - zu reduzieren? Kann es sein, das die Linsenstellung/drehung der beiden Linsen zueinander hier wirkt: also: dass sich eine Farbfehlerveränderung ergeben könnte, wenn man die Linsen zueinander weiterdreht? Welche "Arten" von Fehlern können die Ursache sein?



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Und hier mal ... Oldie (Vixen PulsarM 102/1300; ca 1981) vs. Newbie (Bresser AL102/1350; 2017)

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