Das "Mysterium" der Grenzgröße

Kaum, dass man mit einigen anderen Sternguckern zusammen ist, hört man immer wieder dieses Wort: "Grenzgröße", oder zu gut Englisch "faintest star". Was soll das denn nun wieder sein?

Nun, das beschreibt schlicht und einfach die Helligkeit des zum Beobachtungszeitpunkt schwächsten sichtbaren Sternes.
Diese Grenzgröße wird in "Magnitude" (lat.: Größenklasse) angegeben. Unter normal gutem mitteleurpoäischem Himmel, der nicht gerade in hell erleuchteter Umgebung zu finden ist, kann man mit dem bloßem Auge noch gerade so Sterne der 6. Größenklasse erkennen. In Städten sind es denn dann nur noch Sterne der 3. oder 4. Größenklasse, unter optimalen Bedingungen, wie z.B. in den Alpen, kann man auch Sterne der 7. Größenklasse mit dem bloßem Auge ausmachen.
Klingt eigentlich paradox, das die helleren Sterne den kleineren Größenklassenzahlwert bekommen, wurde aber so festgelegt.
Diese Größenklassenabstufung hat in dem Sinne kein "Anfang" und kein "Ende". Man könnte aber sagen, den Anfang macht das hellste sichtbare Objekt - die Sonne - und den Abschluss bilden die schwächsten überhaupt erfassbaren Objekte in den größten Fernrohren bzw. dem Hubble-Teleskop.
Ja, wie schon erwähnt, kann man unter durchschnittlichem guten Himmel noch Sterne der ca. 6. Größenklasse ("6mag") erkennen. Die nächst "größere" Größe ist dann 5mag, danach 4mag uswusw., die Sterne und Ojekte werden "immer heller". Diese Steigerung vollzieht sich logarithmisch, d.h. ein Stern der 4 Größenklasse ist 2.51 mal heller als ein Stern der 5. Größenklasse.
Steigert sich die Helligkeit nun immer weiter, ist "irgendwann" die 0.Größenklasse erreicht, man hat dann schon richtig helle Objekte "im Visier", wie z.B Rigel im Orion (beta Ori) oder dia Wega in der Leier (alpha Lyrae).
Hiernach bekommen die Mag-Werte ein Minus vorgesetzt, d.h. die nächsthellere Größenklasse nach 0 mag ist dann -1 mag usw. . Das hellste sichtbare Objekt - die Sonne - hat eine Helligkeit von -26.7 mag, der Vollmond bringt es immer noch auf ca. -12 mag, die Venus auf ca. -4.5mag. Das schwächste mit den großen Teleskopen nachweisbare Objekt hat dann so ca. +30mag, ist als 2.5 hoch 30 mal lichtschwächer als die Wega (0mag).
Die Nutzung eines Teleskopes erweitert - durch die größere Öffnung im Vergleich zum menschlichen Auge - den sichtbaren Bereich. Es werden schwächere Objekte sichtbar, der Größenklassenwert "steigt" an.
So sind mit einem 100mm Einstiegsrefraktor beispielsweise unter einem "6mag - Himmel" (mit dem bloßen Auge sind noch Sterne der 6.Größenklasse zu sehen) Objekte erkennbar, deren Helligkeit um die 12.Größenklasse liegt; die also über 240 mal lichtschwächer sind als solche der 6.Größenklasse. Ein 30-cm Spiegelteleskop kommt dann schon gut auf die 15.Größenklasse, erfasst also noch Objekte, die 3.800 mal schwächer sind, als die mit bloßem Auge sichtbaren.


Jetzt wird vielleicht klarer, warum bei einem Teleskop nicht so sehr die Vergrößerung das wichtigste Merkmal darstellt, sondern die Öffnung. Denn nur diese macht es möglich, dass man in schwächere Bereiche vordringen kann und so Objekte schwächerer Größenklasse wahrnehmen kann.


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