Das "Lidlscope" - 70/700mm Refraktor
seit 19.06.2021

Das "Lidlscope" - 70/700mm Refraktor

Der "Neo-Klassiker" aus dem Supermarkt ... vor dem "Ernstfall"

Nun, ich habe dann diesem "Experimentierteleskop" noch ein weiteres Experiment angedeihen lassen: Schwärzung der Linsenkanten: Man hört doch immer wieder, das dies der Erhöhung der Kontrastleistung dienlich sein soll: Also einfach mal nen dicken "Edding" genommen und die Kanten geschwärzt. Ich habe zwar - mangels "Wetter" keinen Vorher-Nachher-Vergleich. Aber vielleicht kann man das ja mal side-by-side mit einem anderen "Lidl-Scope" hinbekommen. Ich glaub einfach mal dran ;-).

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Ernstfall:

Kurz vor Sonnenuntergang dann nach Wiederzusammenbau noch mal den "Reflexe-Test": Dabei zeigte sich einmal mehr: der Plastik-Zenitspiegel ist unbrauchbar. Der produziert reichlich Koma. Also: weg damit und wieder das ca.40-50 Jahre alte Zenitprisma rein: gleich wieder runde Beugungserscheinungen und viel sauberere Abbildung. Auch die anbeiliegende "1.5x Erecting-Lens" - ebenso weg damit; ist n buntmachender Einlinser.
So, nach den ersten Verbesserungen und Korrekturen und den positiven Eindrücken an den Testobjekten wie Glühbirnenreflexen und dem Wetterhahn steht natürlich alsbald der "astronomische Beobachtungseinstand" an. Hier wird natürlich zunächst einmal der Doppelstern in den Fokus rücken; der fast volle Mond auch. Deep Sky aus der Stadt ist ja bekanntermassen so einfach nicht und die Planeten sind derzeit auch nicht am abendlichen Himmel zu finden.
Am Doppelstern "muss" der 70er Refraktor ja im Optimalfalle 1"6 auflösen (112.5/70). Dafür bietet sich am Sommerhimmel z.B STF 1932 CrB 7m3 & 7m4 / 1"62 an (Koordinaten RA: 15 18 20.19 & Dekl.: +26 50 24.7 gut an. Schauen wir mal.

Dann wars doch mal - zumindest "wolkenlückenhaft" soweit: noch kurz gewartet und dann mal auf ε Boo (2m6/4m7; 2"9 gehalten: Nun, schon ab 100fach konnte man den Begleiter sehen, aber schwer; verschwand er doch im hellen und fetten Beugungsring des hellen Hauptsternes. Ich hab dann noch auf 140fach "hochgezogen"; auch hier erkennbar, aber da nervte dann auch wieder das ja sooo unvermeidliche Seeing. Dann gabs wolkenbedingt Pause, die nach ca. 2 Stunden wiederum kurz unterbrochen wurde: durch die Beobachtung des Klassikers schlechthin ε Lyrae: Und die beiden waren dann mal richtig erfreulich: durch die eben nicht so starke Helligkeit gab es keine Beugungsringe und die Doppel-Doppelten zeigten sich richtig schön getrennt bei 100fach im Okular. Das machte dann Freude und ermutigte mich, mal STF 1932 CrB aufsuchen zu wollen. Ja .. "zu wollen", wenn da nicht wieder die DRCKS-Wolken dem Abend ein Ende machen mussten. Na, aber die "Leiersterne" hat der aufgemöbelte "Lidl" schon mal sehr schön "gemacht".

Um nochmals kurz auf Teile des Zubehörs zu sprechen zu kommen: Vergessen kann man - wie oben erwähnt - den komaverursachenden Zenitspiegel und diese 1.5fache "Aufricht-Linse". Die versauen schlicht das Bild. Ich werde sie der Vollständigkeit halber wieder in den Karton zurückpacken. Ganz angenehm ist das 20er Kellner-Okular: wenngleich nicht ganz reflexionsarm (stört sicher etwas bei Mondbeobachtungen) hat es ein brauchbares Feld sowie einen recht angenehmen Einblick. Das scheinbare 4er Kellner (es ist ein 6er!) hat ein deutlich kleineres Gesichtsfeld, muss aber in seiner Abbildungsleistung nochmals mit einem guten Zenitprisma getestet werden. Könnte ggf. ein brauchbares Doppelsternokular sein. Praxisgereicht ist auch der 6x30er Sucher mit einem angenehm "feinen" Fadenkreuz.

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Dann doch mal wieder den Lütten getestet ... Nochmals ε Boo, den er heute im 6er ("4er") Kellner schon trennte; etwas besser dann aber im 5er Celestron Ultima bei wirklichen 140fach. Dieser Doppelte ist schon nicht so einfach, weil die schwächere Komponenten gerne mal im ersten Beugungsring der doch recht hellen A-Komponente untergeht; und gerade dieser Effekt wird umso stärker, je größer dann auch noch Fehler im Objektiv vorhanden sind. Das gilt es ja zu testen. Später gab es dann den schon recht tief im SW stehenden 2"0er μ Librae, den der "Lidl" recht problemlos trennte. Dann habe ich doch mal besagten Grenz-DS - STF 1932 CrB versucht: 140fache rein und - er war auf jeden Fall zumindest deutlich länglich sichtbar; ich meine auch - in seeingruhigen Momenten eine Trennung "hinbekommen" zu haben (die Stern"richtung" stimmte, was ich dann später mit einem 90er Vixen-Refraktor verifizierte). Das kann ich aber nicht sicher sagen. Aber diese Optik macht in dem Zustand eigentlich keinen schlechten Eindruck.
Kurz anzumerken sei noch das 6er Kellner: man kann es nutzen, aber wirklich nur auf der Achse; sprich: man hält das Objekt mittig im Gesichtsfeld. Hat man es im Rand des Okulares, nimmt deutlich sichtbar falsche Farbe - verbunden mit Unschärfe - zu.


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